Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
09.12.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
9.12.1915

Heute früh erfahre ich von Kageneck, dass Falkenhayn schon gestern zurückkam. Heute ist Kageneck beim Deutschen Kaiser. - In der R-Gruppe keimen schon wieder Offensivgedanken, und zwar gedenkt man gemeinsam mit den Rumänen (die man erst haben müsste!) eine Offensive gegen Kijew zu machen und die Deutschen für diesen Plan zu gewinnen. Von uns sollen die nach Erreichung von Saloniki frei werdenden Kräfte und anscheinend auch, Divisionen der italienischen Front herhalten. Christophori erörtert allen Ernstes diesen Plan und fragt (jetzt schon alle Tage), ob ich die 2 Divisionen schon an der Bahn stehen habe, für den Fall, dass die Russen kämen; und sie würden bestimmt kommen. Worauf ich nur sagen kann: Die Russen mögen kommen, die Italiener sind schon da! - Mittags eine Hughesdepesche von Salis: Das Kommando der Südwestfront nimmt den alten Plan einer Zweiteilung der 5, Armee .wieder auf. Es hat die Absicht, das XV. Korps von der 5. Armee der Armeegruppe Rohr zu überweisen. Erzherzog Eugen hat dies bereits genehmigt, der Befehl ist ausgearbeitet; mit der Ausgabe will jedoch gewartet werden, bis vom AOK. die Verständigung kommt, dass hier keine Gegengründe personeller oder operativer Natur bestehen. Ich lege die Sache dem Chef vor, der entscheidet, das AOK. wird eine Entscheidung treffen, sobald der - gleichfalls in Aussicht gestellte - begründende Bericht vorliegt. Hughesiere dies nachmittags an Salis; dieser ist etwas beleidigt; bald darauf kommt aber der ganze Bericht mit Hughes. Abends wird die Sache, unterstützt durch ein kleines Referat (das verfängt immer) genehmigt. Die 5. Armee hat nun statt 13½ nur mehr 11 ITD, dafür die Armeegruppe Rohr statt 4 - 6 ½.ITD. Ich nehme schon jetzt in Aussicht, diese Armeegruppe zu einer (6.?) Armee auszugestalten. Der Zeitpunkt wäre gekommen, wenn die Offensive Tatsache werden sollte. - Hierüber sagt mir General abends: Die Besprechung mit Falkenhayn wird endlich morgen stattfinden. Es soll sich darum handeln, zunächst im Großen festzustellen, was geschieht, wenn der Balkan erledigt ist. Dies könnte bald der Fall sein, und zwar dann, wenn die Entente ihre Truppen bei Saloniki einschifft. Dann würden die Deutschen nicht nach Saloniki gehen, ihre Kräfte wären daher frei und es wäre die Frage zu lösen, was damit zu geschehen hat. Da in Russland jetzt nichts zu machen ist und in Frankreich wahrscheinlich auch nicht, käme Italien in Frage; natürlich die Freimachung österreichisch-ungarischer Kräfte durch deutsche. Es kann aber auch sein, dass Falkenhayn Pläne in anderen Weltteilen (Ägypten, Kleinasien, Mesopotamien) verfolgt.

An unserer Front gar nichts los; noch immer, so wie hier, elendes Schirokkowetter.

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