Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
29.12.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
29.12.1915

Komme heute früh vom 6tägigen Urlaub zurück und übernehme sofort die Geschäfte. Bin überdies allein, Schitler ist schon auf Urlaub, Kless geht heute. Während meiner Abwesenheit nichts von Belang. Ich registriere die wichtigeren Sachen: Die 9. I.Brig. ist abgegangen. An ihrer Stelle wurde dem XVI K.Kdo. die bisher als Armeereserve zurückgehaltene 16. Lst.G.Brig. zur Verfügung gestellt. Von der Folgariafront scheinen weitere Kräfte gegen den Isonzo verschoben zu werden. (Brigade Roma nach Überläuferaussagen vom 25.12.). - Die 14. G.Brig. beginnt am 26.12. abzulösen. - Die Opfer durch Lawinen mehren sich. - Gestern sagte das Abendresümee: Die nun schon seit mehreren Tagen andauernde regere Tätigkeit des Feindes an der Süd- und Südostfront dürfte einer demonstrativen Absicht entspringen; sie dürfte das Abziehen weiterer Kräfte von dieser Front verbergen wollen. Bisher wurde nur im Vorfeld der eigenen Hauptverteidigungsstellung gekämpft. - Bei Meldung frage ich auch Metzger, ob es etwas Neues gibt. Er meint: Vorläufig machen noch beide Chefs „den Igel“ wegen der Balkanoperätionen. Diesen wird auch in erster Linie die zu Beginn des Neuen Jahres bevorstehende Besprechung gelten. Speziell wird es sich um die Operationen bei Saloniki handeln. Unser Chef wird aber jedenfalls auch die Italiensache zur Sprache bringen, damit eventuell die Vorbereitungen rechtzeitig getroffen werden können. - Über die Entwickelung der russischen Angriffe gegen die 7. Armee konnte ich nicht genug erfahren, um es schon aufzuzeichnen; erfreulich ist nur, dass jetzt auch in der R-Gruppe Zuversicht in das verteidigungsweise Verfahren besteht. Man glaubt anscheinend, dass es eine größere Sache werden soll, obwohl dies durchaus unwahrscheinlich ist; soll doch nach übereinstimmenden Nachrichten der nächste Angriff der 4 Verbandsmächte einheitlich an allen Fronten erfolgen, was auch das einzig Natürliche wäre. - Den geflüchteten Resten der serbischen Armee scheint man nirgends ein Asyl gewähren zu wollen. Dies geht aus aufgefangenen diplomatischen Korrespondenzen hervor. England und Frankreich wehren sich dagegen, dass die Serben nach Saloniki kommen, angeblich weil eine solche Anhäufung von Schiffen nicht möglich ist; Italien wieder will sie nicht an der albanischen Küste sehen. So wird der abenteuerliche Plan erwogen, sie nach Corfu zu bringen; aber die Griechen werden sich wohl auch bedanken…

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