Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
21.12.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
21.12.1915

Die Frage der Abgabe von 2 Divisionen ist - wie ich höre - noch nicht entschieden. Während die „Jugend“ dafür ist, dem Wunsche Falkenhayns zu entsprechen, sollen die „Maßgebenden“ dazu keinesfalls zu haben sein. Man kann sich darein nicht finden, dass im Weltkrieg nur einer leiten kann. - Früh fragt mich Kageneck über die 9.IBrig.; gebe ihm darüber und auch über die 14. Auskunft, weil ich der Überzeugung bin, dass die Deutschen orientiert sein müssen.

Gestern nach Abendmeldung nichts von Belang. Ein feindlicher Flieger bewarf Bondo mit Bomben. Im Küstenland andauernd Stürme und Niederschläge, nahezu keine Gefechtstätigkeit. - Mittagsmeldung: Nichts von Belang. Carriola wurde mit 20 Bomben beworfen, ohne wesentlichen Erfolg. An der küstenländischen Front 2 kleinere, Unternehmungen, die misslangen; eine eigene, vorgestern bei Oslavija, wo 2 Kompagnien des IR 93, das nun abgehen soll nach Russland, große Verluste hatten; eine feindliche gegen den M.S.Michele, wo 2 italienische Kompagnien aufgerieben wurden.

Beim Essen erzählt mir Prich das Wesentliche über die Operationen gegen Montenegro. Der Angriff soll (p.d. dem Namen nach) konzentrisch geführt werden. Hauptstoß von der Bocche mit 7 Brigaden (Hauptkraft von Cattaro gegen Krstac, eine Brigade von Mirac und durch Zupa, eine auf Zalesie); 2 Brigaden von Trebinje; 2 weitere sind noch im Anrollen. Bilek und Avtovac werden nur zu demonstrieren haben. Die Operation soll am 8. oder 10. Jänner beginnen. Man erwartet sich alles von der schweren Artillerie, die den Weg nach Krstac bahnen soll. Zu dieser Zeit hofft man von Osten her bereits in Matasevo zu sein. Ich frage, ob denn Trollmann sich in der Bocche auskenne; Prich meint aber, er habe schlechte Erfahrungen mit Leuten, die sich auskennen.... Ich komme auch auf Falkenhayn zu sprechen und höre: Er ist gegen die Operation nach Montenegro, die übrigens nach Scutari und Nordalbenien fortgeführt werden soll; vielleicht aber - so glaubt man - würde er zustimmen, wenn die 3. Armee (der nun auch der kommandierende General in BHD untersteht), Mackensen wieder unterstellt würde. Dazu ist man aber hier nicht zu haben, weil man glaubt, dass dann Mackensen (ähnlich wie bei Beginn der Balkan-Offensive) wieder Kräfteverschiebungen vornehmen könnte, die unseren Plänen zuwiderlaufen.

Abends an der italienischen Front nichts Neues. Im ganzen italienischen Heer zahlreiche Mannschaftsbeurlaubungen, in Turnussen zu 14 Tagen. Es scheint also dort nichts mehr los zu sein. Wie ich vermute bis anfangs März.

Im Abendresümee eine Zusammenstellung der Nachrichten über die albanische Expedition. Komme zum Schluss, dass das Expeditionskorps höchstens 30 Bataillone stark sein kann. Über die Transporte selbst bisher keine verlässlichen Nachrichten.

Mittags ging ein Befehl an die Südwestfront ab, bis Ende des Monates eine Detailsituation vorzulegen; wir könnten verschiedenes brauchen, wenn die Besprechung zwischen ihm und Conrad stattfindet; vermute, dies dürfte am 1. oder 2. Jänner sein. Habe dementsprechend auch den Urlaub, den ich morgen antrete, temperiert; bin am 29. früh wieder da. -

Abends bei Abmeldung erzählt Slam., dass der Deutsche Kaiser krank ist (Furunkulose), über Weihnachten in Berlin bleibt, und dass sich Conrad mit der Besprechung nicht beeilen wird; sie dürfte also zwischen 2 und 4. Jänner stattfinden.

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