Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
22.04.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
22.4.1915

Abend und Nacht in Triest ruhig verlaufen. Beabsichtige abends ins Ministerium zu gehen, und zwar heute, weil morgen Rohr hingeht. Um 5 Uhr abends erhalte ich folgendes Telegramm des Chefs für Burián: Mit Bezug auf mein in der gestrigen Besprechung bei Seiner Majestät präzisiertes Resümee hinsichtlich des Vorganges gegenüber Deutschland, möchte ich mir erlauben, die große Dringlichkeit hervorzuheben, mit welcher Deutschland vor die Frage zu stellen wäre, ob es in Anbetracht der Haltung I's seiner, die Integrität der beiden Reiche zum Ziel habenden Bundespflicht auf militärischem Wege, also durch Beistellung einer ausreichend großen Truppenmacht oder auf diplomatischem Wege, somit durch Schaffung einer günstigen Lage unter Preisgebung bisheriger Aspirationen, bzw. Faustpfänder nachkommen will; bedenkend, dass ein radikales Vorgehen Italiens gegen die Monarchie auch die deutsche Situation zum Zusammenbruch bringen würde. Ich bitte Er um gefällige Mitteilung, ob Sie diesen Schritt gegen Deutschland sofort unternehmen, da mir dies auch für die Beurteilung der militärischen Lage von größter Wichtigkeit ist. Ein soeben eingelangtes Telegramm Falkenhayns besagt, dass Bethmann eine Konferenz zwischen Er., Bethmann, Falkenhayn und mir vorschlägt. Ich würde diesem Vorschlag zustimmen und Breslau als Rendezvous beantragen. Conrad. "Übergebe dieses Telegramm, da Burián nicht im Ministerium ist, dem Grafen Hoyos. Dieser teilt mir mit, dass Konferenz in Breslau für Samstag Vormittag bereits angeregt, die deutsche Antwort aber noch ausständig ist. Walterskirchen sagt mir nichts Neues. Bei Pogatscher Berchtold und Mérey; kann also nicht vor, zumal auch andere Herren warten. Telegrafiere gegen 8 Uhr das Resultat meiner "Unternehmung" nach Teschen und füge bei: Triest Beruhigung. Nachrichten über Einstellung Terroranschläge chiffriert in Italienisch.

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