Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
27.09.1914
Wählen Sie aus:
Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
27.9.1914

Zwischen der deutschen und unserer Führung scheinen ernstere Differenzen zu beginnen. Die Armee Hindenburg hat ihren Aufmarsch sehr beschleunigt und ist in ihrer Vorrückung bereits in die Linie Slomnik – südwestlich Noworadomsk gelangt. Ludendorff wünscht daher, dass wir bald mitgehen und dagegen wehrt man sich. Was das Gros der Armee betrifft, gewiss mit gutem Grund; denn alle Anzeichen lassen darauf schließen, dass wir zu einer Offensive nicht bereit sind. Immerhin könnte jedoch die Gruppierung an der Nida rechtzeitig vor sich gehen; es handelt sich doch nur um einige Divisionen, die übrigens in der letzten zeit nicht allzuviel geleistet haben. – Alle Etappenmenschen sprechen über die Operationsunfähigkeit der Armee. Die Bahnen sind verstopft; größtenteils durch Evakuierungen; darunter auch viele flüchtende polnische Juden, die in den „Leerzügen“ bis nach Wien reisen. Hauptmann Franz verlangt mit Recht, dass sich Organe des OOK und EOK selbst von dem Zustand der Armeen überzeugen. Mittags ein fast historisches Zusammentreffen: Mecenseffy und Bardolff, welch letzterer hier nachts eintraf.

            Abends Nachrichten von Ausbreitung der Cholera; beim Jäger Bataillon 32 angeblich 200 Fälle. Fortwährend Zusammenstöße innerhalb der Operations Abteilung. Es gibt nur mehr wenig Menschen, mit denen sich ruhig reden lässt. –

            Abends beginne ich den Bericht über 21. Division in der Schlacht von Tekeriš zu lesen. – Empfehlenswerte Lektüre für alle Generalstäbler und Kriegsschüler. Der Bericht selbst, von Bockenheimer verfasst, ist natürlich sehr mild, wie es bei einem Abgesandten der Landwehr auch nicht anders sein kann. Dafür aber die Beilagen! Nun morgen Fortsetzung.

            Mitzchen schrieb mir so liebe Karte, dass ich bald schlafen gehen muss, um von der liebsten Frau zu träumen.

X
Tablet drehen