Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
22.09.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
22.9.1914

Jaroslau nach Sprengung aller Brücken in der Nacht zum 21. geräumt, Rückzug der Besatzung nach Przemyśl ohne feindliche Einwirkung. – Deutsche 9. Armee wünscht möglichste Verstärkung unseres Nordflügels und Dirigierung von Kräften auf das nördliche Weichselufer, um die geplante Umfassung des russischen Nordflügels möglichst wirkungsvoll zu gestalten. –

            Interessant ist eine aufgefangene russische Radiodepesche, die sich darüber beklagt, dass man nun über die Bewegungen unseres Heeres schlecht orientiert sei, weil die Österreicher „alle anständigen Leute“ in Sicherheit gebracht hätten. –

            Potiorek bittet um Dirigierung der in Tirol befindlichen Landsturm Kräfte (er vermutet 30 Bataillone) auf den südöstlichen Kriegsschauplatz, um durch ein Vordringen von Belgrad her den Widerstand der Serben ganz zu brechen. Vielleicht ist dieser Antrag durch eine Anregung Laxas hervorgerufen worden, der diese Vorrückung für sehr zweckmäßig hält. – Die Heeresleitung hätte vielleicht nach der Schlacht von Lemberg, als bereits bekannt war, wie heftig auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz wieder gekämpft wurde, erwägen können, Teile der 2. Armee – und sei es das viel herum geworfene 4. Korps! – „fahren zu lassen“. – 7 Uhr abends telefoniert Militär Kanzlei, dass Seine Majestät den Vorschlag Potioreks für sehr beachtenswert halte. –

            Heute kommt der junge Conrad in die Operations-Abteilung; er wird bei der Befehlsgruppe „R“ eingeteilt. Anscheinend ein netter, bescheidener junger Mann; die Maßnahme halte ich aus naheliegenden Gründen für wenig glücklich!

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