Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
30.10.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
30.10.1914

Gruppe Skole meldet 12.30 vm. daß die gegnerischen Angriffe, welche sich namentlich gegen den rechten Flügel richteten, gestern zurückgewiesen wurden; die Lage der Gruppe ist jedoch durch das Einstellen der Offensive der Nachbargruppen (im Sinne der Weisung der Militär Kanzlei) eine äußerst bedrohte geworden. –

            Die 4. Armee meldet 925 vm.: Angriff Südflügel XII, Krautwald und linker Flügel XII wird fortgesetzt. Heute (30.) gelangt die 12. Lst.Brig. nach Tacholka, die 1. nach Butelka.

            1. Armee 950 Armee erreichte ohne feindliche Einwirkung die Nächtigungsräume. (Zawichost-Cmielow-Kamienna bis Bzin. – Dann

            Deutsche anschließend Konsk-Opoczno Wolbrom-Babianice; komb. K.K. nö. Sieradz. – Deutscher Landsturm und Landwehr hinter Warta Strecke Uniejow-Kolo, bei Weichsel nächst Wloclawek; neues 20. Landsturm Baon. Graudenz-Gnesen-Posen.

            3. Armee 1015 v.: für den Rückmarsch hat Armee bis Dynow nur 1, später 2 verläßliche Marschlinien, daher vorbereitende Bewegungen der Korps Trains schon heute im Gange. Für Loslösen vom Feind und Inbewegungsetzen der Armee 3 Tage notwendig. – 44 nördlich Nizankowice in Versammlung.

            1. Armee Starzów 1040 vm. I Korps meldete, daß vor der Front nur starke Kavallerie mit Artillerie festgestellt wurde; angeblich hätten 3 Kavallerie Regimenter zu Fuß in der Gegend von Wachock angegriffen. Sonst Unklarheit über den Verlauf der Nacht.

            12.15 nm.: 37. und 35. Division melden, daß 37., die nachts von mehreren Bataillonen angegriffen wurde, jeder Widerstandskraft bar und vollständig demoralisiert ist. Armee Kommando verfügte Abmarsch dieser Divisionen zwecks Retablierung hinter Nida. Festhalten der der Armee zugewiesenen Linie Sanmündung-Kielce wird hiedurch neuerdings erschwert. Bald darauf fragt Waldstätten an: 1) Situation am unteren San (unverändert), 2) für wann ist weitere Zurücknahme der Armee in Aussicht? (vorläufig noch kein Entschluss); 3) ist mit den Deutschen schon vereinbart, wohin ihr südlicher Flügel an der Nida kommt? (noch nicht; gestern nachts hätte Obst. Sauberzweig hier eintreffen sollen. p.d. er war schon beim Mittagessen, mit noch einem Generalstabshauptmann da; recht munter, ein echter Germane; er meint nur, schade, dass wir die Russen nicht wieder verhauen konnten!). –

            1.) Armee 330 nm. Bitte Bekanntgabe, wie lange Armee ihre heute zu erreichende Stellung zu halten versuchen soll und Bestimmung der Grenze zwischen 9. und 1. Armee an der Nidda äußerst dringend. Diesbezüglich werden Verhandlungen mit dem deutschen 9. AK eingeleitet. –

            Gegen Abend lese ich einen sehr interessanten Brief Ruzičić an Dragoilov. Eine Stimme von draußen, deren Tenor ist: Nur keinen zweiten Rückzug. Die Wege – auch die Chausseen – sind in furchtbarem Zustand, die Truppen durch das lange Liegen in den Schützengräben nicht mehr marschfähig, die Pferde heruntergekommen. Oberst Müller, General Boog und viele andere sagen, ein solcher Rückzug wäre die Auflösung der Armeen, da sei es besser, in Ehren zu fallen. – Und wenn schon, dann nicht so weit zurück: denn dies würde uns auch Przemyśl kosten, besonders wenn dorthin als Besatzung mindere Landwehr und Landsturm Truppe kämen. Auch an Verpflegung fehlt es (die Heeresleitung hat ja beim Vormarsch alles aufessen lassen!) Ruzičić meint, die Armeen südlich der Weichsel sind nicht geschlagen, im Gegenteil, wenn man sie einheitlich (ja, der Zeit nach einheitlich! Anmerkung der Redaktion) ansetzen würde, könnten sie noch einen schönen Erfolg erzielen. Lernen wir, schließt Ruzičić die Zähigkeit von unseren Gegner und das Durchhalten von unseren Verbündeten! – Der Mann hat Recht. Ich wollte den Brief Christophori vorlesen und mit ihm über die operative Lage und eine andere als die beabsichtigte Lösung sprechen, er wird aber wütend und der Oberst auch. –

            1. Armee 415 nm.: X. am Marsch in den zugewiesenen Nächtigungsraum, disponierte 106 Lst., 45 und 2 in die Linie Gierlachów südlich Opatów, hält als Reserven 24., 35 Lst. und 11. K zurück. V meldet: Eine auf 3 Bataillone mit Artillerie geschätzte Kolonne durchbricht nachts durch Überfall die Sicherungslinie der 37, worauf die Division noch nachts in den für den 30. befohlenen Raum antrat; 14. stellt eine Brigade bereit, um bei Morgengrauen diesen Gegner zu werfen. I: Nächtigung noch nicht gemeldet. – Rückmarsch vollzieht sich anscheinend ungestört. –

            Der 9. Armee wird 430 mitgeteilt, daß morgen (31.) der Abtransport einer ITD aus dem Raum Przeworsk Direktion Kielce eingeleitet wird. Täglich 25 Züge. Krakau bereitet Ställe; erste Züge dürften diese Station in der Nacht 31.X. – 1.XI. erreichen.

            2. Armee meldet: Herausziehen einzelner Verbände gegenwärtig undurchführbar. Abbruch des Gefechtes hätte nur seinerzeit und in Gefechtsformation in westlicher Richtung Erfolg. Zur Verschiebung schwerer Artillerie und Abschub der Trains 2 Nächte erforderlich, wobei Abmarsch der Truppen Korps günstigenfalls erst im Laufe zweier Nächte möglich.

            1. Armee. 910 m. Armee erreichte dispositionsgemäß (ohne wesentliche feindliche Einwirkung) Linie Sandomierz, südlich Opatowka Ufer, Jeleniewo, Kielce. – X östlich Opatów, östliche Flügeldivision 106. – X meldet Vormarsch eines feindlichen Infanterie Regimentes von MH Podlesic bis Pisary und Marsch längerer Wagenkolonne von Annopol gegen Süden. –

            X Klimontów, 106 Sandomierz. – Bisherige Besatzung von Sandomierz nur nicht uniformierte Landsturmleute wurden abdirigiert, Kriegsbrücken abgetragen, Befehlsbrücken zum Zerstören vorbereitet. (Situation für 4. Armee!)

            2. Armee 10h nm: Angriff des IV. hat Fortschritt gemacht; Feind gegen Turze-Topolnica-Luzek Grn. zurückgegangen; Nachhut Stellungen jedoch vorbereitet, angeblich bedeutende Verstärkungen im Anmarsche.

            4. Armee. 10h45 nm: Als die vom IX und XVII Korps für die neue 4. ITD bestimmte Truppe herausgezogen wurde, trat tagsüber heftiger Feuerkampf ein. 5h nm. griff Gegner heftig an und konnte nur durch Einsatz der zurückgezogenen Truppe mit Bajonett zurückgeworfen werden. – II und VI Ruhe. XIX. machte im Kampf um Raclawice 150 Gefangene und erbeutete 4 MG. – Keine besonderen Anzeichen für größere Unternehmungen heute nachts. Voraussichtlich dürften mindestens 5 Bataillone der neuen 4. ITD nachts um Przeworsk vereinigt sein.

            Nach 9h nm. ergehen noch Befehle für Zerstörungen beim Rückmarsch an alle Armeen. Weiters ein Befehl, dass die 3 KTD (2, 3, 9) zum Flankenschutz der Armee (in der Lücke zwischen dieser und der 9) und zur Mitwirkung beim Kampf des G.Kps. zu verwenden sind.

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