Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
24.10.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
24.10.1914

1. Armee. 830 Die erste Armee hat mindestens 8 russische Divisionen gegenüber. Bei Brzescie (15km südwestlich Kazimierz) eine Brücke gemeldet. Da bei Wawolnica gestern Vormittag 3 ITD (von Flieger) gemeldet, Annahme berechtigt, dass diese über Brzezie schon vorgegangen sind oder vorgehen werden; diese in Flanke und Rücken V. stoßenden Kräfte würden Lage 1. Armee unhaltbar machen. – Zu dieser Zeit ausgesprochene Krisenstimmung bei 1. Armee. Eine zweite Depesche von 945 klingt viel tröstlicher: Bei Brzescie nur eine 150m lange Brücke über den östlichen Weichselarm und nur 1-2 Baone. überschifft, gegen die V. einige Bataillone abschickte. 37. Division hat Gefecht bis nahe an Gora Polawska vorgetragen; ihr gegenüber 2 ganze und Teile von zwei weiteren Divisionen. Von Gniewoszów bis Kopienice 6 feindliche Divisionen; 2 weitere dürften angreifen. Kampf I. schreitet langsam vorwärts.

            Um 6 Uhr meldet die Armee: Rechte Flügeldivision muss dem Druck der 3 Divisionen weichen. Um Anschluss an Weichsel nicht zu verlieren, wird Armee mit dem inneren Flügel der beiden Korps (I und V) über Zwolen-Ilza zurückgenommen. Geht 25. in Linie Gniadzkow-Zwolen-Czarna-Jedlnia-Jastrzebie zurück, um dann in Linie Jedlanka-Skaryszew-Radom zu gelangen. GR wurde vom 1. AK aufgefordert, längs Radomka zurückzugehen.

            Eine sehr interessante private Anfrage an Raabl bei 1. Armee: Waldstätten ist leider unwohl und daher sehr impressioniert. Beide Korpskommandanten und D 37 haben gegen Rückzugsbefehl Einspruch erhoben; sie glauben, nicht so viel vor sich zu haben, wie die Regimentsnummern zeigen. – Garde ist allerdings von den 3 mit Überlegenheit angegriffen, glaubt aber fertig zu werden. – Und siehe da:

            830 ergeht der Befehl: Die innehabenden Stellungen zu halten, technisch zu verstärken, Verbände ordnen; Kommandanten haben über Verfassung zu melden, speziell ob Angriff möglich. – GR sichert auch morgen linke Flanke.

            950 an Weichsel aufwärts Ilzanka kleinerer Übergangsversuch.

            2. Armee: 9 Uhr vm. IV beabsichtigt neue Stellung vorwärts Turka. Unterstützung durch 55. unmöglich.

            XII stationär. Bildung Reserve hinter rechtem Flügel geht langsam vor sich. (Bis nun 3 Kp). – Armee sicher bereits – dies ist vorwarnend, aber sehr bezeichnend für Lage-Straße im Strwiaz Tal südwestlich Chyrow gegen Südosten!

            650 nm: IV, ohne vom Gegner gedrängt zu werden, in Linie Isaje-Jasienica Zamkowa zurückgegangen; zwischen XII und IV eine Kavallerie Division eingeschoben.

            3. Armee: 9 Uhr vm. Situation stationär. Wiederholte Nachtangriffe gegen XI wurden abgewiesen. Vertreibung des Gegners durch IX gelingt nicht. 4.K. geht zur 2. Armee, hat jedoch nur Batterie Dotation, da Kolonnen an Korps aufgeteilt.

            4. Armee: 8 Uhr vm. während der Nacht keine Veränderung. XIV. löst auch letzte Division X ab; abwärts Zarzecze kein Feind übergegangen.

            135 vm.: XVII unverändert. Nächtlicher Angriff bei Manastirz abgewiesen. Bei Ostrowe Gegner zurückgedrängt. 6 Baone kämpfen bei Munina zur Unterstützung IX. Bei II und VI Verschiebungen im Gange. Armeegeneralstabschef begibt sich zu XVII nach Przeworsk.

            7 Uhr nm.: XVII kann die vorgebrachten 1 ½ Divisionen immer wieder nur bis knapp an den San drängen.

Wislok Mündung-Lukowa zurückgeblieben 13 Baon./II.

Lukowa-Nowa Wies sichert VI mit 39.

            15. und ½ 27 sollen als Armeereserve zurückgenommen werden. In diesem Abschnitt aber 1 Division bei Bjeliny, eine bei Nowa Wies eingebrochen; dort fortwährend Kämpfe von Teilen VI und XIV. Umgruppierungen können auch hier nur in sehr geringem Maße vorgenommen werden. – Trotzdem Ablösung des X. in vollem Gange, doch ist bisher nicht zu übersehen, ob das 1. Korps herausgezogen werden kann.

            820 Erhebungen des Armeegeneralstabschefs in Przeworsk: XII samt Verstärkungen II und VI auf Front Munina-Wislokmündung engagiert, in ununterbrochenem Kampf. Letzte verfügbare Reserve (5-2) über Munina-Tuzepy zur unmittelbaren Unterstützung IX dirigiert, welches wiederholt Hilfe forderte. Verhältnisse bei 41. und 13. sehr ernst. – Křítek will San in Nacht zum 26. forcieren trotz Übermüdung der Truppe und Mangel an Artilleriemunition. Diese Übermüdung ist allgemein; sehr große Verluste, namentlich an Offizieren. Křítek ist ein hervorragender Korpskommandant, der das Möglichste leisten will.

            810 in Sandomierz können eintreffen: 2. 25/10., 45 frühestens 26./10.vm., 24 26./10. abends.

            Deutsche: Russische 2. und Gros 5. Armee im Angriff gegen Gros 9. Armee in Linie Lowicz-Skiernewice-Rawa-Nowe-Miasto-Bialobrzegi und über Warka. –

            Pflanzer: Bedeutende Verluste, sehr fühlbarer Mangel an Offizieren; Gendarmerieoffiziere und Reservekadetten fungieren als einzige Offiziere und als Bataillonskommandanten. – 55. hielt heute Höhe nördlich von Synowódsko wegen erneuertem feindlichen Angriffes. Die in Dolina und Wygoda zurückgelassenen Kräfte wurden auf Zakla zurückgedrängt. Durch Zurückgehen IV ist linker Flügel gefährdet und durch Vorgehen Feindes über Dolina rechter bedroht. Trachte Aufstellung zu halten, bitte aber um rasches Eingreifen 54. und 56. Division.

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