Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
17.10.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
17.10.1914

Frühmeldungen:

            Bei den Deutschen gestern verhältnismäßig ruhiger Tag. Vor Warschau kam deutscher Westflügel wieder vorwärts, nahm Blonie. Bei Kozienice-Iwangorod russischer Angriff blutig zurückgewiesen. (Brücke bei Pawlowice und die permanente in Iwangorod unterbrochen, Russen dort in prekärer Lage). – Für 17. befohlen: Alles Halt. 7. KTD über Wiskitki an den Westflügel der vor Warschau kämpfenden Armeegruppe zur 8. KTD, wo unter Befehl Korda ein Kav.Kps. formiert. – Gruppe Kirchbach gelangt im Raum sw. Zwolen. – Der deutschen 9. Armee wird (im Auszug) folgende Auffassung der Lage mitgeteilt: Armeegruppe vor Warschau muss sich unbedingt halten; während Gruppe westlich Iwangorod gegen Westen ausweichen kann, um dadurch dem Stoß der 1. Armee gegen Norden das Gelingen zu ermöglichen. Hievon hängt durchgreifende Entscheidung ab; 1. Armee hat daher Befehl, ehestens ihre gesamten für die Offensive verfügbaren Kräfte an Linie Skaryczew – Ciepielow und östlich zu versammeln.

            Aus einem Hughes Gespräch mit Sieger Waldstätten geht hervor, dass man auch die Eventualität erwägt, dass der russische Übergangsversuch bei Iwangorod nicht ernst zu nehmen sei und in diesem Falle die erste Armee mit ihren Hauptkräften bei Solec über die Weichsel müsse. (Wäre es nicht besser, dann Iwangorod anzugreifen und zu nehmen, um endlich wenigstens an einem Punkt der Weichsel Ordnung zu machen?). –

            Die Schlacht bei Chyrów steht besser. Das Einsetzen des III. Korps brachte die Gefechtslinie vorwärts; die feindlichen Angriffe gegen den rechten Flügel des IV. Korps wurden blutig abgewiesen; unsere 55. aus Marsch – und Landsturm Formationen zusammengesetzte Division hat bei Syrowucko den Stryj forciert und drängt in der Richtung Stadt Stryj vor. Auch nördlich Zalokiec haben wir Raum gewonnen.

            Wichtige Meldung bis Mittag: 3. Armee zieht das XI. Korps durch Przemyśl nach Hermanowice; von 4. behauptet das XVII. Korps seine Stellungen östlich Jaroslau.

            Nachmittag nur die eine Meldung, dass sich das XVII. Korps östlich Jaroslau behauptet und 1 russischen Oberst mit 300 Mann Gefangene machte. Tagesbericht heute sehr ausführlich, auch Auffassung der feindlichen Situation gemeldet.

            Abends habe ich als Inspektions-Offizier folgendes Hughestelegramm an die 2. und 3. Armee (stilistisch verbessert!) abzugeben: Zur allgemeinen Verlautbarung: „Seit den Tagen von Kraśnik und Komarów kämpft unsere Truppe zum ersten Mal gegen einen nicht überlegenen Feind. Ich erwarte mit Zuversicht, dass der unbeugsame Wille der Führer aller Grade den Sieg erzwingen wird. Nur der Angriff kann ihn bringen. Erzherzog Friedrich.“ Ich habe dafür nur das eine Wort: Phrase. – Gleichzeitig erhalte ich folgende Depesche der 3. Armee: Im Laufe des Nachmittages wurden verzweifelte feindliche Vorstöße, sowohl gegen 20. Division wie namentlich gegen 22. Division erfolgreich abgewiesen. Wegen Flankierung von Höhe Csiski konnte Fol.Antonowka noch nicht genommen werden. Gruppe Colerus befindet sich 6 Uhr nm. im Allgemeinen in Linie Hruszatycze – Blosewgra – Grodowice. Für morgen befohlener Angriff der Armee bleibt aufrecht. – Die 3. Armee meldet wenigstens nach der Spezialkarte! dem Oberkommando!

            Situation bei den Deutschen: Armeegruppe vor Warschau hält sich. Nördlich Gora Kalwarya neuerlicher russischer Übergang im Zuge; Gegenmaßname eingeleitet. (Teile XX und 3. KTD). – Angriff bei Iwangorod von G ResKps erneuert abgewiesen. – 18.10 wird Lw.Kps durch I. abgelöst.

            Abends geht noch ein sehr wichtiger Befehl für eine weitere Verstärkung der 1. Armee in russisch Polen hinaus. Es heißt darin nach Klarlegung der von Norden her drohenden Gefahr: Die Zeit drängt und fordert den ehesten Abmarsch des I. Korps zu seiner Armee. – Die 4. Armee steht mit 10 ITD am San, schwächeren feindlichen Kräften gegenüber, erachtet eine Forcierung des Flusses für undurchführbar. Sie hat daher an der San Strecke Jaroslau bis Mündung raschestens eine solche Gruppierung anzunehmen und sich derart einzurichten, dass dem Gegner ein Vorbrechen über den Fluß sicher verwehrt wird. Die Ablösung des X. ist im Einvernehmen mit dem Korpskommando ehestens zu regeln. Starke Reserve im Raum Wilcza Wóla – Kamien – Wola Raniszowska, auch um eventuell über Weichsel bei oder aufwärts Sandomierz abzurücken. Der bei Jaroslau gewonnene Raum auf dem Rechten Sanufer ist festzuhalten, um jederzeit, vom rechten Flügel beginnend, über den San vorzugehen, sobald der Kampf der 3. und 2. Armee erfolgreich durchgeführt ist. (1. und 110. Lst.Brig. bleiben am Sanufer werden dem 4. AK. unterstellt). Sobald angängig, auch 2. und 9. KTD auf linkem Weichselufer nachziehen.

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