Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
16.10.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
16.10.1914

Früh Meldung Fleischmanns über die Situation in russisch Polen.

                        Neuerlicher russischer Angriff aus Warschau zwingt dort stehende deutsche Armeegruppe den Westflügel halbwegs Blonie-Grodisk zurückzunehmen. Der zwischen Kosienice und Iwangorod erfolgte, durch zahlreiche bereits auf das Westufer übersetzte Artillerie unterstützte Durchbruchsversuch zweier russischer Korps nach Einsatz einer Brigade des 20. Korps und der 22. Brigade unter großen russischen Verlusten zurückgeschlagen. 5. ITD nicht mehr ins Gefecht eingesetzt. – Für 16.10. befohlen: Armeegruppe vor Warschau hält und schanzt. 7. KTD zu deren Verfügung nach Tarczyn. XX. sichert Weichselstrecke Gera Kalwarya-Byczywol, hiezu eine Brigade Gora Kalwarya, eine Warka, eine vom Schlachtfeld Kozienice nach Byczywol (eine Brigade dieses Korps bereits bei Warschauer Armeegruppe eingesetzt), 3. KTD zur Disposition des XX. A.K. Warka. G Res.Kps. mit 2 Brig./XI, unterstützt durch Teil der 3.Lw.Div. hält verschanzt vor Kozienice und Iwangorod; Gros/3.Lw. am Talrand nächst Nowo-Aleksandryn; 5. ITD löst 4. Lw.Div. ab; letztere an Straße Zalazye-Zwolen zurück. – Gruppe Kirchbach 16.10. mit je einer Division Skarycev und etwa 8km nw. davon Wojslawice, mit K.K. Ilza.

            Bei der 2. Armee tritt in den Vormittagsstunden dadurch eine Erleichterung ein, dass 2 Divisionen des III. Korps, eine nördlich, eine südlich der Bložewka eingreifen. Es war auch schon höchste Zeit, die 20. Division, die namentlich im Teil östlich Chyrów zurückgedrängt wurde, zu entlasten. – Bei der 4. Armee konnten 8 Bataillone bei Jaroslau überschifft werden; dagegen mussten die übrigen überschifften Abteilungen zurückgenommen werden. Das heutige Pressecommuniqué musste naturgemäß sehr unbestimmt ausfallen. Christophori wünscht, dass in die Tagesberichte die Stärke der Russen aufgenommen wird, was ich bisher aus guten Gründen vermied: 1) um den Kaiser nicht zu erschrecken, 2) um zu verhindern, dass man die Deutschen sekkiert, vom französischen Kriegsschauplatz Kräfte herüber zu schicken.

            Die Nachmittagsmeldung besagt, dass das – anscheinend ganz zwischen Blozewka und Strwiaz angesetzte – III. Korps vermischt mit Teilen des VII. und XII. Korps angreift und das Gefecht günstig steht. Auch die Korps der 2. Armee nördlich Przemyśl scheinen aktiv zu werden; das IX. unterstützt bei Jaroslau das XVII. und will selbst über den Fluss; das XI. möchte nachts die feindliche Artillerie überfallen und bei Sosnica nützen. Die Flieger Aufklärung ergab, dass der Feind bei Sambor noch immer schweres Material einwaggoniert und solches Material auch noch am Marsch dorthin ist. Südlich der Bložewka scheinen 2 russische Korps zu stehen. – In der Disposition für den 17.10. befiehlt das 3. A.K. die San Forcierung nördlich Przemyśl in der Nacht von heute auf morgen im Anschluss an den südlichen Flügel der 4. Armee, der bei Jaroslau bereits das andere Ufer gewann.

            Eine Meldung der 2. Armee von 7 Uhr abends klingt beruhigender. Das III. und VII. Korpskommando sind von Nowe Miasto auf das Gefechtsfeld vorgeritten. (Hiezu ist zu bemerken, dass die Gefechtslinie bisher nur 4-6km von diesem Ort entfernt war). – Tersztyánsky wies 2 Angriffe aus östlicher Richtung (von Zwor gegen Höhe Lisyj) ab, befahl Gros der 38. Division von Zalokiec zum Angriff in nördlicher Richtung, Sicherung gegen Drohobycz durch 2 KTD, Heranziehen einer Landsturm Brigade nach Turka. Auch Pflanzer läßt die 55. ITD rücksichtslos gegen Stryj vorgehen. – Von 4. Armee sind 12 Bataillone bei Jaroslau überschifft; zunächst soll der alte Brückenkopf gewonnen und am 17. in den Kampf des IX. Korps unterstützend eingegriffen werden. Die San Forcierung soll gruppenweise, von Süden beginnend durchgeführt werden.

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