Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
15.11.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
15.11.1914

Mittags, da ich Rapport vorlege, Beratung über weitere Verwendung 2. Armee; es scheint, dass man den Eindruck hat, die Armee könnte mit ihrem Stoß zu spät kommen, oder es könnte den Russen gelingen, Kräfte nach Norden zu ziehen.

            Meldungen: 9. Armee. Hohensalza 15.11. 2 Uhr vm., an Teschen 12 Uhr mittags: 6. russische KTD (nördlich Weichsel) in Gegend nördlich Wloclawek zurückgegangen. 79 Res/V sib. auf Duninow, Rest des V. sib. südöstlich zurückgeworfen. Bisher etwa 1200 Gefangene von 79. Division. – Bei russischer 2. Armee rechter Flügel XXIII an südl. Nerufer zurückgenommen zur Aufnahme des über Lentschiza geworfenen II. AK. Rest 2. russischer Armee anscheinend am Vormarsch südwestlich. (IV Sedziejewice, I. Zelów) vorgerückt. Nowikow in Gegend westlich Warta. (Bei diesem Kavalleriekorps und bei XXIII großer Munitionsmangel). –

            Gespräch zwischen Metzger und Paić speziell über die morgige Verwendung der 4. Armee. Man wird einig, dass der Hauptstoß in der Richtung Proszowice durch 4 ITD gemacht wird (106, 13, 3, 8). – Truppe gut ausgeruht und verpflegt, Stimmung vorzüglich, nur wenig Artillerie Munition. Was an mobiler Artillerie aller Kaliber vorhanden ist, wird mitgenommen; sollte unsicheres Wetter Artillerie Wirkung hindern, überraschend geführter Angriff bei Tagesanbruch. (1115 vm.)

            1. Armee 10h vm.: Gegner: 1 ITD gestern 14.11. nachmittag mit Tete Imbramowice; eine KTD Iwanowice. Schwacher Angriff auf Vorposten der 44. ITD. – Eigene Situation unverändert. 11. K Krzeszowiec östlich.

            4. Armee. 9 Uhr nm.: Feind: Nördlich der Weichsel sind vor dem Abschnitt Wawrzenczyce-Przestawice auch Deckungen in der Linie Igolowina-Karniów vorgeschoben; weiters von Karniów bis Luczyce starke Verschleierung; von Goszen über Maszkow Naramo bis Imardowice (südlich Skola) ebenfalls seit heute vormittag Arbeiten an Deckungen. – Südlich der Weichsel sollen nach Meldungen Gruppe Křítek 3-5 Bataillone schon westlich Uszwica bei Igczurowa eingetroffen sein. –

            Disposition für den 16.11.: Angriff: Gruppe Roth (106, 13, 3, 8) zwischen Weichsel und Linie Ruciborowice-Morszowice-Niezardów; Hauptkraft entlang der Straße nach Proszowice. – Gruppe Arz (45, 39) Direktion Slomniki. – 15, 27. Armeereserve knapp nördlich Krakau. Angriff beginnt 6h vm. aus Linie Pleszów-Prusy. Gruppe FML. Nikić übernimmt (mit kombinierter Lst.Div., 1/241 und 6, 10 KTD) Sicherung gegen Osten in der bisherigen Stellung. XVII (19, ½ 41) ist 12 Uhr mittags in Wieliczka zu weiterer Disponierung bereit.

            1. Armee. (An Woyrsch): Im engen Anschluß an 1.G. steht 25., ihre Reserve (3 Bataillone) bei Mrzyglod, Bendusc, Korpsreserve/II Zelislawice, Niwki, Siewierz.

            2. Armee. 730 nm.: Gegen XI nur starke Kavallerie; gegen Grießler und Colerus 6. ITD um Gruppe Ljubičić  (XI) zur Einwirkung in die Südflanke XXI zu befestigen, wo 16.11. eine Division nach Neu-Sandez verlegt. Diese Einwirkung hat aber zur Voraussetzung, dass 3. Armee von der Deckung der Einbruchswege nach Neu Sandez enthoben werden wird, da Lösung beider Aufgaben vom XI unvereinbar. Ein Vorstoß der Gruppe Colerus, in welcher Richtung immer, würde gegenwärtig Preisgabe der Dukla Depression involvieren und damit Karpatenverteidigung unmöglich machen. Vor mit allen Mitteln angestrebter Klärung der Lage vor der Front ist ein solcher Vorstoß nicht geplant. – Mit Verschiebung einer Division nach Neu Sandez einverstanden. Für Einwirkung gegen XXI würde Armee Kommando 16.11. Befehl senden. (Einwirkung westlich des Dunajec beabsichtigt.

            Disposition für den Kampf.

Vorrückung Russen 2, 5, 4. Armee dürfte 15.11. in Front der Armeegruppe Woyrsch und am Nordflügel 1. Armee zum Kampf führen. Russische 9. Armee schließt sich mit rechtem Flügel (XIV und G) anscheinend dem Angriff der 4. Armee an, deckt mit XXV und XVIII, dessen Hauptkräfte auf das nördliche Weichselufer gezogen werden, gegen Krakau.

            Woyrsch hält Aufstellung, stellt Hauptkräfte 2. Armee hinter Nordflügel im Staffel bereit, um einer erst in den nächsten Tagen zu gewärtigenden Umfassung durch Gegenangriff zu begegnen.

            1. Armee hält ihre Front und ist bereit, 16.11. früh, zu umfassenden Angriff vorzugehen, sobald Angriff 4. Armee fühlbar wird. Rechter Flügel Skala-Nowa Wies-Czaple Wk-Miechow.

            4. Armee beginnt Angriff möglichst überraschend am 16.11. früh. (Details siehe Disposition der 4. Armee). Es ist wichtig, am 16.11. bis Nowe Brzesko-Proszowice-Höhen östlich Slomniki vorzudringen. – Versenden eines Detachements mit Artillerie am südlichen Weichselufer nach Chalupki zur flankierenden Geschützwirkung gegen feindlichen Südflügel.

            3. Armee. Von XI festgestellt, dass sich in Linie Frysztak-Brzostek-Pilcno nur Kavallerie mit Artillerie und schwachen Infanterie Kräften befinden. Bei IX, III, VII Situation unverändert. Gegner drängte VII nicht nach.

            9. Armee Nahm Dabie-Leczyca, erstürmte Stellung des II. russischen Korps bei und nö. Krosnowice, machte hiebe 15000 Gefangene und nahm 50 MG, setzt mit Nordflügel Angriff auf Linie Gostynin-Plock fort. – In Ostpreußen neuer Angriff des I. Turkestanischen Korps abgewiesen. Brigade Posen nach Kalin dirigiert, wo jetzt etwa 1 Division; deutscher Grenzschutz Boleslawiec-Grabow auf 30 Bataillone verstärkt.

            Pflanzer: Infolge allgemeiner Lage wird dort von Korostow und Hrebenow in Linie Koziowa-Holowiecko-Tuchla zurückgegangen. Rest geht in hauptstellung, Feind drängte nicht nach. Bei Wyszkow Lage unverändert.

            1. Armee. 11h nm. Russen bis hart an die Front II und Tschurtschenthaler herangekommen. Dort morgen ernster Kampf, bei I und V Einleitungskampf zu erwarten. X Bereitstellung zum Mitgehen mit Angriff 4. Armee; diesem Angriff wird sich weiterhin auch V anzuschließen haben.

            Abends, als die Nachricht über den großen Sieg der deutschen 9. Armee kommt, große Aufregung. Unsere Generäle bekommen sofort eine Injektion. Auch ich muss die Prämien für Geschütze und Maschinengewehre beim Kriegsminister urgieren. Versuche vergebens, den Zusatz in der Verlautbarung des deutschen Erfolges zu verhindern.

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