Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
27.12.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
27.12.1914

9. Armee: 9. Armee Kommando wies Besatzung Posen und Gros des Kav.Korps Frommel (5. und 7. KD) an, im Anschluss an Nordflügel der Armee Woyrsch bei deren Angriff mitzuwirken; deutsche Kräfte bei und nw. Jnowlodz (Teil der Besatzung Breslau, Kav.Korps Richthofen samt 8. KD) haben diesen Angriff durch Vorstoß über die Pilica bei Jnowlodz zu unterstützen. Russisches XXIII. Korps, östl. Rawa anscheinend aus Front gezogen, in Verschiebung in Raum nw. Nowe Miasto. Teile vom deutschen I.Res.Korps bis nahe an Grabina, deutsches II. Korps bis an Bachlinie halbwegs Bolimów – Miedniewice vorgedrungen; XVII. Korps, am linken Flügel vom Teil des XIII. erfolgreich unterstützt, im erfolgreichen Vordringen über Kurabka. An unterster Bzura Übergangsvorbereitungen und Kräfteverschiebungen der Russen gegen Nordflügel; dortige deutsche Kräfte zum Gegenangriff bereit. Lage bei Mlawa und in Ostpreußen unverändert.

Woyrsch: Lage bei dieser Armee im allgemeinen unverändert; am 28. sollen Stellungen behauptet und weitere Kräfteverschiebungen gegen eigenen Nordflügel vorgenommen werden. 35. ITD wurde bereits in Abschnitt der 31., von Czarna nördl. Siucice bis südl. Mnisków verschoben und hier teilweise eingesetzt, während die übrigen Teile noch als Reserve zurückgehalten sind. Nordflügel der Armee Woyrsch hat nach wie vor stärkere russische Kräfte gegenüber; tagsüber jedoch nur schwacher, stehender Kampf, nachts Ruhe.

1. Armee. Bei 1. Armee gar kein Kampf; Verschiebungen für neue Abschnitteinteilung, die durch Abziehen der über Krakau zur 4. Armee abzutransportierenden, bereits bis Sancygniow gelangten 23. IBrig. der 12. ITD bedingt ist, wurde abends begonnen. Andere Brigade dieser Div. wird aus Front der Gruppe Martiny gezogen und gleichfalls zur 4. Armee dirigiert, bis diese Gruppe ihre vorbereitete rückwärtige Verteidigungsstellung in Linie Dunajec Mündung, Ksany und nördl. davon eingenommen haben wird. Anschließend wird dann 37. ITD bis südl. Krzyzanowice, I. Korps bis nördl. Motkowice, II. bis an die Czarna stehen.

Gesamtlage: Beiderseitige Kräfteverteilung im großen: An Karpaten Übergang von Uzsoker Pass ostwärts Gruppe mit Gesamtstand von weniger als 4. Div., fast ausschließlich Landsturm, in Abwehr gegen 8 russische Reserve- und Reichswehrdiv. mit viel Kavallerie; südl. der Bahnenreihe Lisko – Sanok – Kromo – Jaslo 9 Div. mit äußerst schwachen Ständen gegen mindestens 12 angreifende Russen; in Front Gorlice – Gromnik - Dunajecmündung 13 gleichfalls sehr zusammen geschmolzene österreichisch-ungarische Divisionen und eine deutsche gegen 11 auf vollen Stand ergänzte russische; an unterer Nida bis westl. Checiny 7 gegen 9, nördl. davon bis Tomaszów etwa 9 gegen 10, zwischen Pilica und Bzura Mündung etwa 18 deutsche gegen 32 russische Divisionen. Angesichts dieses Kräfteverhältnisses und militärischer wie politischer Dringlichkeit einer Entscheidung auf russischem Kriegsschauplatz wurde deutscher Heeresleitung rascher Einsatz neuer Kräfte dringend zur Erwägung gegeben.

4. Armee. Gegen rechten Flügel 4. Armee bei Sekowa rückten stärkere russische Kräfte aus dem Raum Libusza in südl. Richtung vor; ansonsten setzte sich Feind gruppenweise nahe gegenüber der eigenen Front fest und griff Gruppe Ljubičić  heftig an. 11. KTD nach Uscie suzkie zurückgenommen. Gruppe Kraliček, an deren südl. Flügel die 13. Div. als Reserve bereitgestellt wurde, tritt unter Befehl des Fmlt. Arz. Gruppe Ljubičić  wies alle Angriffe einer sehr starken russischen Div., der sich eine zweite nördl. anschloss, glänzend ab. Armee Kommando hofft bei vorzüglicher Haltung dieser Gruppe, Kräfte aus ihrer Front zur Gruppe Arz dirigieren zu können. Gruppen Roth und Křitek unverändert.

3. Armee. Ereignisse letzterer Zeit bei 3. Armee, die Zusammenbruch geplanter Offensivoperation an ihrem Ostflügel verursachten, noch nicht zu überblicken; Erhebung und entsprechende Antragstellung dem AK befohlen. Vorerst scheint es, dass 24. ITD vollkommen versagte, 2. passiv war und auch Haltung VII. Korps wenig hartnäckig war; besonders fällt es auf, dass Stand der 20. LIT letzteren Korps vom 21. bis 27. Dezember von über 13.000 auf 2600 Mann herabsank. Offensive des XVIII. Korps nicht mehr durchführbar, da östlich Rajskie stärkere russische Kräfte, 1 I.Br. und mehr als 1 KD erschienen und Teile des Korps zur Unterstützung der Gruppe Fm. Lehmann (56 ITD und 6. KD) abgegeben werden mussten, die auf Höhen östl. und westl. Baligrod zurückgingen und hiebei nach Meldung des AK an ihrem westl. Flügel schwierige Verhältnisse hatten. Linker Flügel der Gruppe Tschurtschenthaler auf Höhen westl. Komancza zum Gegenangriff bereit. Gegenüber bei Wislok wk stärkere feindl. Kräfte. Gruppe Erzherzog Josef wurde, als sich Feind bei Schneefall und Nebel der Höhen sö. Tylawa bemächtigte und sich auch aus dem Raum östl. Hyrowa ein russischer Angriff aussprach, näher an den DuklaPass in eine künstliche Stellung hereingenommen, wo ihr rechter Flügel einen feindl. Angriff von Jasliska her abwehrte. Gruppe Colerus in Stellung südl. Krempna – Swiatkowa unverändert. Anscheinend verschieben Russen vor Front der Gruppen Erzherzog Josef und Colerus Kräfte gegen Südosten.

Przemyśl. Festungsbesatzung von Przemyśl gewann bei dem anbefohlenen Ausfall gegen Krzywcza – Olszany – Fredropol Raum.

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