Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
26.12.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
26.12.1914

1. Armee. Am Südflügel 1. Armee wies Gruppe Martiny, durch lebhaftes Feuer schwerer Artillerie unterstützt, starken feindl. Angriff zwischen Nida und Weichsel ab. Russen wurden mit 15 cm Geschütz wirksam beschossen. Am westl. ufer der unteren Nida stehen nur unter Befehl dieses Fmlt. eine Brigade der 12. ITD bis einschl. Str. Kosczyn, südl. die 14. und 33. ITD bis westl. Wislica. 106 Lst.ITD, die durch die bisherigen Anstrengungen sehr gelitten hat, wurde – vorerst in den Raum nördl. Bejsce – zurückgenommen. – Sonst Lage erster Armee unverändert.

Woyrsch. Bei Armee Woyrsch an Front der Division Bredow und des Ldw.Korps tagsüber starkes Artilleriefeuer. IV. Korps schloss sich mit Hauptkraft an der Straße Sulejow – Pardyz dem Angriff des Nordflügels der Armee an. dieser Flügel (27., 32. ITD, Kav.Korps Hauer, Teil der Besatzung Posen, deutsche 5. KD) gelangt im Angriff bis in Linie Mniszków – Bzostow (Brzustow). – Russischer Gegenangriff südl. Wincentynow abgewiesen.

9. Armee: Von 9. Armee Gros der Kav.Korps Richthofen und Frommel, dann der Besatzung Breslau bei Jnowlodz, wo nachts Brückenschlag, mit dem Auftrage, Offensive des Nordflügels der Armee Woyrsch durch Vorstoß auf südl. Pilica Ufer zu unterstützen. Südflügel und Mitte 9. Armee im Angriff, der jedoch nur beim I.Res.Korps gegen Grabina einigen Erfolg ergeben haben soll. Nordflügel wies an der Bzura einige russische Angriffe ab. – Lage bei Mlawa und in Ostpreußen unverändert.

4. Armee: Am rechten Flügel 4. Armee versuchte Gruppe Kraliček, 4300 Gewehre, zunächst mit dem östl. Flügel – 43. ITD – bei Wopienne – Lipinki – östl. Libusza zu halten; als sich jedoch nm. ein umfassender Flügel gegen diesen Flügel aussprach, wurde die Gruppe in Linie Sekowa – Gorlice-Höhen nw. Gorlice zurückgenommen. Bei dieser Gruppe Mannschaft und besonders Offiziere sehr erschöpft, 10. ITD zurück gezogen, 600 Gewehre, derzeit ohne Gefechtskraft. – Gruppe Arz, deren Truppen auch sehr ermüdet, aber sonst in guter Verfassung sind, gelangt auf Höhen östl. und nördl. Luzna, linker Flügel bei Staszkowa, Nachhuten auf dem nw. vorgelagerten Höhenrücken, gegenüber Feind eingegraben bei Biecz. Bei Staszkowa anschließend Gruppe Szurmay, die Fmlt. Arz unterstellt wurde, über Gromnik bis auf Höhen östl. Gromnik; Feind folgte bis Rzepienik und grub sich ein. Gruppe Ljubičić, hält gegenüber ununterbrochenen, namentlich gegen ihren linken Flügel gerichteten, starken feindl. Angriff mühsam den vom Wal nw. streichenden Rücken. 38. I.Brig. teils am linken Flügel dieser Gruppe, teils am rechten der Gruppe Roth am Westufer des Dunajec eingesetzt. Bei Gruppe Křitek wurden mehrere feindl. Vorstöße abgewiesen. Von den Armeereserven erreicht 13. ITD Bobowa; am 27. zur Gruppe Kraliček zu gelangen; 15. steht westl. Wojnicz und wird je nach Bedarf bei Gruppe Ljubičić  oder Roth eingesetzt.

Pflanzer (1425)

3. Armee. Am Ostflügel der 3. Armee musste Gruppe Krautwald wegen des Versagens der 24. ITD, die vor einem feindl. Angriff aus Richtung Bukowsko bis Komancza zurückging, erkämpftes Terrain aufgeben und die Stellung aus Höhen beiderseits Zahoczewie und sö. Szczawne einnehmen. Das Aufschließen des XVIII. Korps verzögert sich wegen Terrainschwierigkeiten derart, dass es erst am 28. zwischen Baligrod und San, allgemeine Direktion Norden, angreifen kann. Fmlt. Tschurtschenthaler beabsichtigt mit den übrigen Teilen seiner Gruppe die Linie Komancza – Trigonometer Höhe westl. des Ortes zu halten und von dieser Höhe am 28. mit starkem linken Flügel vorzugehen. Am rechten Flügel der Gruppe Erzherzog Josef wurde die Nachhut der 2. ITD von starken feindl. Kräften auf die Höhen südl. Jasliska zurück gedrängt; diese Gruppe und Gruppe Colerus halten nun die Stellung südl. Jasliska – Tylawa – Krempna – Switkowa, die jedoch bei den geringen Ständen nur gruppenweise und schwach besetzt werden konnte. Da infolge des Zurücknehmens des rechten Flügels der Gruppe Kraliček nach Sekowa zwischen der 3. und 4. Armee eine Lücke besteht, welche die Karpaten Übergänge bei Konieczna und Blechnaska freigibt, dirigiert das 3. AK dorthin die ihm zugewiesenen 2 Bataillone des aus Pola herangezogenen k.k. LIR 5, weiters die 5. KTD nach Zboro, die 10. nach Tylicz.

Kless heute eingerückt; ich beginne gleich zu übergeben und will ins neue Geschäft, die Geschichtsschreibung hinein springen. Hoffe nun auch wieder interessanteres aufzeichnen zu können. Abends sprach ich mit Kageneck, der mich über die 3. Armee befragte. Ich erklärte ihm vertraulich aber aufrichtig, dass ich nicht die Zuversicht habe, dass diese Armee länger halten wird; ja ich sagte, in 4-5 Tagen längstens wird er dieses Urteil bestätigt finden. Erläuterte dies durch einige Angaben und Stand und Schwierigkeit der Karpaten Verteidigung.

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