Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
02.12.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
2.12.1914

Deutsche 9. Armee gewann namentlich mit Südflügel und bei Glowno Raum. 8. KD. Zwischen Sobki und Patoki vermutet. 48. Res.Div. mit Gros der Besatzung Breslau im Vordringen über Buczek. 2. Div. des Kav.Korps Frommel, II. Korps und Besatzung Posen in Linie Kol Dobran – Lutomiersk im Vorgehen gegen XIX. Korps der 5. Armee und Gros des I. sib. Korps. – Deutsches XI., XVII. und XX. Korps in Linie Kazimierz, Zgierz – Stryków im Angriff auf 4 Korps der russischen 2. Armee und 2 sibirische Divisionen. Deutsches XXV. Korps nach Erstürmung von Glowno im Vordringen gegen 3 feindliche Divisionen. – 3. Garde Division und Kav.Korps Richthofen südlich Bielawy im Kampf mit Gros des russischen VI. Korps, Von Gruppe Morgen I. Reserve Korps bei Sobota – Zdany im fortschreitenden Kampf gegen Teile des VI. Korps und 55. Division; übrige Kräfte dieser Gruppe in Linie Złakow – Kościelny – Kiernozia – Osmolin – Sanniki gegen befestigte Stellung der russischen 1. Armee.

Vor Przemyśl kein feindlicher Angriff; Flieger werfen wieder Bomben.

Von 3. Armee gewann 38. LITD Linie Tiha – Fenyesvölgy, um am 3. 12. Angriff auf den Uzsoker Pass mit Detachement Guilleaume fortzuführen. Von Gruppe Krautwald keine Veränderung gemeldet; nach Gefangenen Aussage soll eine Division des russischen XXIV Korps sehr gelitten haben. 7. Kps Nagy Bezezsnye – Turány, III. auf Höhe östlich ersteren Ortes und nördlich und nordwestlich Maryonya; IX. erreichte 6 Uhr nachmittag die beabsichtigte Stellung bei Magyaviaszlavicza. Vom Feind stärkere Infanterie mit Geschütz auf Höhe zwischen Sztropkó und Sosfüred eingegraben; sehr starke Kräfte bei Mezölaborcz. Rechte Flügel Division (28.) des III. Korps wird durch 20. LITD des VII. Korps abgelöst und bei Girált gesammelt.

Bei 4. Armee. Erreichte Gruppe Roth im Kampf gegen eine durch Infanterie verstärkte feindliche Kavallerie Division die beabsichtigte Gruppierung und gewann die Höhen Dobsa – Skrzydlna – Wiszniowa. – Am 3. 12. Hat die 11. KTD über Limanowa nach Neu Sandec, 6 KTD über Rzegodima auf Bochnia, 8. ITD nach Tymbark, die 3. und 13. ITD von Dobra – Kasina Wk. Nordwärts vorzugehen und die deutsche 47. Res.Div. vorerst nach Dobra zu rücken. Gruppe Ljubičić  unverändert. Bek Krakau an Ostfront zwischen Weichsel und Straße nach Roszowice nächtlicher Feuerüberfall unserer schweren Artillerie gegen die vom Feind besetzten Orte, die in Brand geschossen wurden; an dieser Straße drängte Überfall 110. Lst.Brigade feindlichen Vortrupp zurück. – Situation 1. Armee unverändert. Abends feindliche Angriffe südlich Wolbrom abgewiesen; Gruppe Tschurtschenthaler stand nachmittags unter heftigem Artilleriefeuer. Beim Aufklärungsfluge nächst Miechow brachten 2 Fliegeroffiziere ein feindliches Flugzeug durch Maschinengewehrfeuer zum Absturz. – Nordschiebungen feindlicher Kräfte hinter der Front werden fortgesetzt. Das im Raum sw. Zdów gestandene III. Kauk. Korps der 4. Armee. Dürfte am 3. 12. Bereits über Noworadomsk hinaus in die Gegend von Kaminsk gelangt sein. Überdies wurde nun auch das bei Pilica gestandene XIV. Korps der 9. Armee aus der Front gezogen.

An befestigter Front der Armee Woyrsch keine Veränderung. Die zur Unterstützung der 9. Armee vorgehenden Kräfte erreichten mit dem Gros der 32. ITD im Staffel rechts rückwärts, den Raum von Kluki – Parzno. -

Abends Rückkehr der in Breslau Gewesenen. Es scheint, dass die Verhältnisse in der Leitung der verbündeten Armeen nicht geändert werden. Oberst Metzger erwähnt (3.12.), dass Hindenburg und Ludendorff sehr nachdenklich gewesen seien, wahrscheinlich hatten sie schon gewusst, dass der Nachtangriff auf Lodz, das man gerne dem Kaiser als Präsent machen wollte, wie im russischen Communiqué gesagt, abgewiesen wurde. Dies nur als Probe der Gesinnung gegen die Deutschen. – Ich muss sagen, dass ich vom Fortgang der Operationen keinen guten Eindruck habe. Hoffentlich täusche ich mich; hoffentlich ist es nur Zurückhaltung in den deutschen Situationsmitteilungen. Nach der Meldung Fleischmanns ist bei Lodz kein überrascheinder, ausschlaggebender Erfolg erzielt worden. Die Russen aber verschieben schon starke Kräfte nach Norden und werden – bei der ihnen bekannten Passivität unserer Führer und Truppen – noch mehr verschieben. Die Operation südlich Krakau, von der man sich soviel erhoffte, kommt – wie bei logischem Denken über die Schlagkraft unserer Truppen zu erwarten war – nicht vorwärts. Man rückt vor und greift an, statt zu marschieren. In den Karpaten aber steht es hundsmiserabel; ich glaube, viel schlimmer, als die Situationsmeldungen erkennen lassen. Es sagt ja niemand mehr die Wahrheit! Auch eine Quelle unmöglicher Befehle. – Gesprächsweise höre ich, dass noch 3 deutsche Divisionen kommen sollen; offiziell haben wir nichts darüber. –

Vormittag Nachricht vom Einrücken unserer Truppen in Belgrad.

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