Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
21.12.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
21.12.1914

Przemyśl. Kampf im Vorfeld der Nordfront dauert fort; Russen entwickeln hier eine ganze Res.Div. Eigene Verluste in Kämpfen seit 15. Dezember ungefähr 3000 Mann; 400 Gefangene gemacht, 7 MG erbeutet; Feind soll nach Gefangenen Aussagen sehr starke Verluste erlitten haben.

Woyrsch. Von Armee Woyrsch stand nur der Nordflügel im Kampf; einen starken Angriff setzte der Feind indessen auch hier nicht an. Die Armee ist in Umgruppierung, als deren Endziel beabsichtigt ist, das XII. Korps nach Norden bis Sineice, das IV. unter Bereitstellung einer Div. bei Dabrowa bis Mniszków auszudehnen. Bei letzterem Korps tagsüber Gefecht, ohne dass sich ein feindl. Angriff ausspricht. Die 27. ITD des Korps Gallwitz wies nördl. Mniszków den Angriff eines feindl. Regimentes ab; 9. KTD wurde in den Raum von Blogie hinter die Front genommen. 3. KTD stand mit 2 Reg. Nachmittag im Gefecht bei Wincentynow gegen schwächere feindl. Infanterie; die übrigen Kräfte der Div. sollten in Richtung Jnowlodz abrücken. Abends ging die Div. vor starkem Feind aller Waffen in den Raum nw. Bzostów zurück und wurde, solange es die Lage erfordert, dem Kav.Korps Frommel unterstellt. Als Verstärkung trifft 1. Preuß. Kav.Korps, 2. KTD, voraussichtlich 22. Vormittag in Tomaszów ein. 9. AK ordnet an, dass dieses Kav.Korps und ganzes Kav.Korps Frommel von Tomaszów in südl. Richtung zur Entlastung der 2. Armee vorzurücken hat. – An der Pilica sichert die deutsche 5. KTD südl. des Flusses einen Brückenschlag; weiter flussabwärts stehen unsere 7. und die deutsche 8. KD nach vergebichem Vorstoß, und die nur mehr etwa 5000 Mann zählende, nicht angriffsfähige, aber gut mit Artillerie dotierte „Besatzung Posen“, die Teile der Besatzung Breslau. Am Südflügel der deutschen 9. Armee 1. G R Div. und 6. I.Brig. bis an die Tiefe von Domanowice – Zdžary vorwärts gekommen. Teile des deutschen XI. Korps drangen bei Rawa, Teile des XX. Korps südl. Stara Rawa auf das östl. Rawka Ufer vor. Bei Sochaczew bedingte überlegener russischer Nachtangriff das Zurücknehmen der südl. des Ortes im umfassenden Angriff vorgedrungenen Teile des deutschen XIII. Korps. An der unteren Bzura nach wie vor schwere Kämpfe; Angriff des verstärkten Nordflügels der russischen 1. Armee veranlassen auf deutscher Seite, die bisher zur Sicherung der Weichsel Wyszogród – Plock verwendete Ldw.Brig. Westernhagen an Nordflügel des III. Res.Korps heranzuziehen. Vorstoß der Festungsreserve Graudenz aus Richtung Soldau und der 2. KD von Neidenburg her gegen Mlawa stieß auf vorgeschobene schwächere russische Kräfte, die gegen So. wichen.

3. Armee. Gegenüber dem Ostflügel 3. Armee scheint Feind bei Lisko nur schwächere Kräfte zurückgelassen zu haben, die von Gruppe Krautwald am 22. angegriffen werden. Vom herantransportierten X. Korps gelangt 24. ITD in Raum Szezawne – Radoszyce, 2. ist in Auswaggonierung. 1. und 10. KD., durch ein gemischtes Detachement verstärkt, wurde bei Pisarowice von Sanok her angegriffen und musste auf Besko zurückgehen. Auch an der ganzen übrigen Front der 3. Armee griffen die Russen heftig an und zwangen unsere in den Ständen wieder sehr geschwächten Kampfgruppen aus den gewonnenen Stellungen etwas zurückzugehen. So musste der linke Flügel des VII. Korps von den Höhen östl. Lubla weichen; der Kommandant des III. Korps entschloss sich, da sein rechter Flügel von bedeutender Überlegenheit angegriffen wurde und der linke Flügel sich der rückgängigen Bewegung des IX. Korps anschließen musste, seine Truppen auf die Höhen westl. und südl. Kolaczyce zurückzunehmen; IX. Korps, gleichfalls überlegen angegriffen, ging mit 10. ITD auf Höhe westl. Czermna, mit der 26. LITD auf Höhe sw. Ryglice zurück; 11. KTD bei Biecz wurde diesem Korps unterstellt. Gruppe Szurmay musste nur ihren rechten Flügel etwas zurücknehmen und behauptete sich sonst in hartem Kampfe, zwischen Dunajec und Biala.

4. Armee. Zwischen Dunajec und Biala behauptete sich 86. LI Brig. unter Befehl des Fmlt. Schmidt, unterstützt durch 14. Kav.Brig., gegen heftige über die Biala geführte Angriffe des Gegners. Auch am Westufer des unteren Dunajec griffen die Russen mit starken Kräften an, wurden aber sowohl im Abschnitt des Fmlt. Roth, als auch am Südflügel der Gruppe Křitek unter schweren Verlusten abgewiesen. Auch wiederholte Nachtangriffe des Feindes scheiterten; verzögerten aber den Abmarsch der 88. Lsch.Brig., die vorerst bei Radlow zurückgehalten werden muss und erst nach Klärung der Lage dem XI. Korps nachrücken wird.

1. Armee. Der versuchte Übergang der 1. Armee über die Nida erscheint, soweit sich bis jetzt überblicken lässt, nicht geglückt zu sein. Gruppe Martiny brachte zwar einige Bataillone bei Stary Korczyn über den Fluss, die aber an einem schwer passierbaren Nebenarm zum Stehen kamen und mit stark verschanztem Gegner im Gefecht stehen. Gegenüber I. Korps scheint sich Feind im Laufe des Tages sehr verstärkt zu haben, da die 46. ITD, die sich auf dem Höhenrücken nw. Pinczow vorgearbeitet hatte, vor übermächtigem Gegenangriff unter starken Verlusten wieder auf das Westufer weichen musste, wurde auch die bis auf die Höhen westl. Kije vorgedrungene 5. ITD wieder zurückgenommen. Über die übrigen Armeeteile keine Meldung.

Gruppe Pflanzer. Nach Meldung Op. Nr. 1370. Einige Bataillone und Batterien des XVIII. Korps bei Gruppe Ronay – Horváth auswaggoniert.

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