Einleitung

Mit Erzherzog Franz Ferdinand war der größte Förderer der k. u. k. Kriegsmarine dahin gegangen. Die Sinnhaftigkeit des dem Thronfolger zu verdankenden Ausbaus der Kriegsmarine blieb allerdings schon so manchem militärischen Zeitgenossen nicht erkennbar, verschlang doch jedes neue Großkampfschiff („Dreadnought“) Unmengen an Rekruten und Budgetmitteln, die von den Regierungen in Wien und Budapest so ungern bewilligt wurden. Doch den Regierungen gefiel der Flottenbau als wirtschaftsfördernde Maßnahme und den Stahlbaronen erst recht. So eiferte der Thronfolger dem Deutschen Kaiser nach in der Schaffung einer Marine als Symbol und Werkzeug einer Großmachtpolitik. Selbst in der Öffentlichkeit hatte die aus dem Deutschen Reich übergreifende Flottenpropagada Fuß gefasst, obwohl Österreich-Ungarn kaum in der Lage war, seine kontinentalen Interessen zu vertreten.  

So kam es, dass Österreich-Ungarn bei Kriegsbeginn über drei Dreadnoughts verfügte und ein weiterer vor der Fertigstellung stand. Doch rasch zeigte sich, dass – nach dem Abfall des Verbündeten Italien – die auf sich allein gestellte k.u.k. Kriegsmarine nicht in der Lage war, eine wirklich aktive Rolle zu spielen. Den einzigen in der Nähe befindlichen verbündeten Seestreitkräften, dem deutschen Mittelmeergeschwader, zu Hilfe zu kommen, sah sich Flottenkommandant Haus trotz heftigen Drängens aus Berlin 1914 nicht in der Lage, zu groß schien ihm die Gefahr, dass die wenigen modernen und kampfkräftigen Einheiten mit einem Schlag verloren gehen könnten. 

Nachdem sich das deutsche Mittelmeergeschwader allein nach Konstantinopel durchgeschlagen hatte, zeichnete sich die Abschließung der Adria durch die Alliierten ab. Die k. u. k. Kriegsmarine musste sich fortan weitestgehend auf die Rolle einer „fleet in being“ beschränken, einer Flotte, die es bereitzustellen und zu erhalten galt, um auf diese Weise das Kalkül der Gegner zu beeinflussen. 

Innerhalb der Adria wagte die Kriegsmarine einige Unternehmungen, so die gelungene und zumindest propagandistisch wirksame Beschießung der italienischen Ostküste am Tag nach der Kriegserklärung Italiens, während ein Vorstoß gegen die Sperre in der Otrantostraße am 15. Mai 1917 die Grenzen der Wirkungsmöglichkeiten der k. u. k. Flotte aufzeigte. Die österreichisch-ungarischen U-Boote konnten zwar einige Erfolge erzielen, doch der Mangel an modernem Schiffsmaterial führte dazu, dass die meisten Versenkungen im Mittelmeer auf das Konto deutscher U-Boote unter österreichisch-ungarischer Flagge gingen. 

Anlässlich einer neuerlichen Aktion gegen die Otranto-Sperre wurde am 10. Juni 1918 der jüngste Dreadnought der Kriegsmarine, die „Szent István“, versenkt. Dieses Ereignis und die Versenkung des Flottenflaggschiffes „Viribus Unitis“ in den Tagen des Zusammenbruchs zeigte, dass die österreichisch-ungarischen Dreadnoughts zwar über eine gewaltige Feuerkraft (12 30,5 cm Kanonen) verfügten, diese Ausstattung aber zu Lasten der Standfestigkeit ging.

X
Tablet drehen