Die Seeschlacht in der Otrantostrasse

Schon anlässlich der Vorbereitungen zur Südtiroloffensive im März 1916 hatte Feldmarschall Franz Conrad von Hötzendorf den Flottenkommandanten Großadmiral Anton Haus aufgefordert, durch einen maritimen Angriff das Landheer zu unterstützen. Doch Haus stand auf dem Standpunkt, dass die Reichweite der Geschütze keine konzertierte Aktion erlaubten – und im Grunde schien das Auslaufen der österreichisch-ungarischen Hochseeflotte in der von Entente-Schiffen und feindlichen U-Booten beherrschten Adria auch äußerst riskant, zumindest im Vergleich zu strategisch wenig bedeutenden möglichen Zielen, wie der Beschädigung von italienischen Hafenanlagen durch Schiffsartillerie. Zwar konnte sie wirkungsvoll zur Verteidigung der langen dalmatinischen Küste eingesetzt werden, doch war dies eher unspektakulär und auch die öffentliche Meinung begann zunehmend vehement eine aktivere Verwendung der Flotte zu fordern. Das hieß jedoch, dass die „Dreadnoughts“ das enge „Bassin“ der Adria überwinden und im Mittelmeer operieren mussten.  

Bei Otranto, wo die Adria die italienische Küste auf einer Breite von nur 71 Kilometern von der albanischen trennt, hatte die Entente mit italienischen, englischen und französischen Schiffen eine Sperre errichtet, die zwar nicht völlig undurchlässig war, die aber doch schon zu Verlusten bei den Mittelmächten – vor allem an U-Booten – geführt hatte. Unter dem Kommando von Linienschiffskapitän Nikolaus Horthy von Nagybánja begann der Durchbruch des aus den Kreuzern NOVARA, HELGOLAND und SAIDA bestehenden Escadres am 15.05.1917 um 3.30 Uhr und war in wenigen Stunden beendet. Es konnten 14 von 47 als Sperre verwendeten Kuttern versenkt, vier weitere schwer beschädigt werden. Parallel dazu griffen österreichisch- U-Boote an und wurden Seeminen bei Brindisi verlegt, so dass die Entente ihre numerische Überlegenheit nicht ausnutzen und Horthy nach Cattaro zurückkehren konnten. Bei dieser Schlacht handelt es sich um Österreich-Ungarns größten Seesieg während des Weltkrieges. Tatsächlich war die Straße von Otranto durchlässiger geworden, woran sich auch nichts änderte, als die Entente im folgenden Juli einen Teil der Sperre, auch unter Zuhilfenahme von drei australischen Zerstörern, wieder aufrichten konnte. Dennoch kam ihr – ganz ähnlich wie dem deutschen Seesieg von Skagerrak (31.05. bis 01.06.1916) – letztlich keine strategische oder gar kriegsentscheidende Bedeutung zu, gelang es den Mittelmächten doch in keinem Fall, die Blockade wirkungsvoll und andauernd zu durchbrechen.

Bericht über das Seegefecht in der Otrantostraße am 15.5.1917

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