Erinnerungskultur

Unmittelbar nach dem Attentat wurde an der sogenannten „Mordstelle“, nahe der berühmten Lateinerbrücke, zunächst eine schlichte Gedenktafel angebracht. Die bosnische Inschrift lautete in deutscher Übersetzung: 

„28.VI.1914

Es erlitten an dieser Kreuzung den Märtyrertod durch Mörderhand der Thronerbe Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gattin Herzogin Sophie Hohenberg“

Im Jahre 1916 wurde im Auftrag der Stadtverwaltung an der Lateinerbrücke, nahe der Stelle des Attentats, nach Plänen des ungarischen akademischen Bildhauers und Architekten Prof. Jenő Bory (1879-1959) ein weithin sichtbares Denkmal für das ermordete Thronfolgerpaar errichtet und am 28. Juni 1917 anlässlich des dritten Jahrestages des Attentats eingeweiht.

Das aus schlesischem Granit gefertigte Monument hatte eine Höhe von 12 Metern. Es bestand aus einem altarähnlichen Sockel mit einer Nische zum Ablegen von Devotionalien und einem Bronzemedaillon mit Reliefbildern der beiden Mordopfer, darauf zwei hoch aufragende kannelierte Säulen mit den Wappenreliefs und Bronzekronen des Thronfolgerpaares. 

Das Denkmal wurde 1918 nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie und der Errichtung des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen entfernt. Teile  davon befinden sich heute in der Kunstgalerie Bosnien & Herzegowina sowie in dem direkt an der Lateinerbrücke gelegen Museum Sarajevo (Muzej Sarajeva). 

Im Muzej Sarajeva, das der habsburgischen Ära der Stadt (1878–1918) gewidmet ist, nimmt die Erinnerung an das Attentat und die Attentäter breiten Raum ein. Unter anderem wird hier der von Princip verwendete Remington-Revolver verwahrt.  

Die Lateinerbrücke (Latinska ćuprija) wurde 1918 zu Ehren des Hauptattentäters in Princip-Brücke (Principov most) umbenannt und erhielt erst 1992 während des Bosnienkrieges wieder ihren ursprünglichen Namen. 

Von Jenő Bory stammen auch die Pläne zu einem Großprojekt aus dem Jahre 1917, das allerdings niemals realisiert wurde: das „Sühnedenkmal in Sarajevo für Erzherzog Franz Ferdinand und Herzogin Sophie von Hohenberg“. Es handelte sich dabei um einen Komplex von mehreren Gebäuden: die „Erzherzog Franz Ferdinand Gedächtniskirche“ mit dem „Sophienheim“. 

Wie der Projektbeschreibung zu entnehmen ist, sollte die geplante mächtige dreischiffige Gedächtniskirche in neoromanischem Stil errichtet werden, „einen Fassungsraum für 4.000 Personen bieten und durch einen quadratförmigen Turm auf der Kreuzung der Haupt- und der Seitenschiffe äußerlich eine monumentale Erscheinung, im Inneren eine großartige Raumwirkung mit äußerst wirksamer zentraler Beleuchtung erhalten.“  

Ein halbkreisförmiger Arkadenbau am Eingang der Kirche war „als Ruhmeshalle für die Hauptpersonen des Weltkrieges und für die unabsehbare Schar unserer Soldaten gedacht, welche auf den Schlachtfeldern dieses Krieges für Herrscher und Vaterland ihr Leben geopfert haben.“  

In der Apsis der Kirche sollten „vor einem kleinen Altar die knienden Gestalten des erlauchten Paares Aufstellung finden und die Stellung verewigen, welche die hohen Verblichenen eine Stunde vor dem tragischen Tode beim Gottesdienste einnahmen“.  

An die Kirche sollte ein monumentaler Bau zum Andenken an die Herzogin Sophie von Hohenberg angeschlossen und nach ihr benannt werden: Dieses „Sophienheim“ war als Jugendheim für die männliche Jugend Bosniens und der Herzegowina, für Schüler und Arbeiter bestimmt. 

Das Bauprojekt stand unter dem „Allerhöchsten Protektorate“ Kaiser Karls und der Kaiserin Zita, Präsident des Finanzierungskomitees war Obersthofmeister Konrad Prinz zu Hohenlohe-Schillingfürst. 

Die Baukosten wurden mit ca. drei Millionen Kronen veranschlagt. Das Vorhaben sollte durch „großmütige“ Spenden der Bevölkerung Österreich-Ungarns sowie  Bosniens und der Herzegowina verwirklicht werden. Es wurde als „Ehrensache aller Schichten der Bevölkerung“ angesehen, zur Entstehung dieser monumentalen Bauten beizutragen.

Sühnedenkmal

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Gedenktafel

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