Cattaro

Die Matrosen von Cattaro

Die Fernwirkungen der revolutionären Demonstration des Jännerstreiks 1918 auf die erschöpfte k. u. k. Armee erwiesen sich als durchaus dramatisch und drückten sich in einer Kette von Meutereien aus: In Judenburg revoltierten slowenische, in Fünfkirchen serbische, in Rumburg tschechische, in Budapest ungarische Truppen. In Cattaro schlug in den ersten Februartagen dieses letzten Kriegsjahres ein Streik der Arsenalarbeiter in einen offenen Aufstand der Kriegsmarine um.

In den Bocche die Cattaro, am Fuße des Lovćen gelegen, befand sich die neben Pola zweitwichtigste Marinebasis der Donaumonarchie. Die beiden Panzerkreuzer St. Georg und Karl VI. standen im Zentrum der spontan ausgebrochenen Revolte, die die charakteristischen Züge einer Empörung gegen zunehmend unerträglich gewordene Lebensbedingungen trug und vielfach Assoziationen zur Matrosenrevolte auf dem russischen Panzerkreuzer Potemkin im Hafen von Odessa 1905 evozierte. Die Mannschaften der Kriegsschiffe setzten die Offiziere gefangen, wählten Matrosenräte und hissten die rote Fahne. Wesentliche Forderungen waren konkret politischer Natur: Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts der Nationen und sofortiger Friedensschluss aufgrund des 14-Punkte-Programms des amerikanischen Präsidenten Wilson. Eine zum Kriegshafenkommandanten Feldzeugmeister Guscek entsandte Deputation wurde nicht vorgelassen, den Revoltierenden vielmehr eine (wenn auch mehrmals verlängerte) Frist zur bedingungslosen Kapitulation gestellt und im Hafen loyale bosnisch-herzegowinische und dalmatinische Truppen zusammengezogen.  Radiotelegramme, von den Matrosen an Victor Adler in Wien und Michael Károly in Budapest mit der Bitte um Intervention im Kriegsministerium gerichtet, erreichten ihr Ziel nicht.

Als am Morgen des 3. Februar eine von deutschen U-Booten unterstützte Flottendivision aus Pola eintraf, brach der Aufruhr in sich zusammen; Abstimmungen an Deck gingen, obwohl die Konsequenzen klar sein mussten, mit klarer Mehrheit zugunsten eines Abbruchs der Revolte aus. 800 von ungefähr 5000 am Aufstand beteiligten Matrosen wurden verhaftet. Bootsmann Franz Rasch aus Rumburg – dem während der Ereignisse sukzessive eine Führungsrolle zugefallen war – und drei weitere, des Verbrechens der Empörung beschuldigte Mitangeklagte wurden im standrechtlichen Verfahren zum Tod verurteilt und an der Friedhofsmauer von Skaljari erschossen.

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