Robert Musil

Die freiwillige Meldung des zu Kriegsbeginn als Redakteur der Neuen Rundschau des Samuel Fischer Verlages in Berlin tätigen Robert Musil war nie in Frage gestanden. Der Krieg, so wird er sich  knapp vor seinem Tod im Schweizer Exil erinnern, sei „wie eine Krankheit, besser wie das begleitende Fieber“ über ihn gekommen. Zunächst wurde Musil in der Abgeschiedenheit der Südtiroler Berge zu Zwecken des Grenzschutzes stationiert, bis schließlich der italienische Kriegseintritt das eher beschauliche Etappendasein abrupt beendete. Als Adjutant eines neu aufgestellten Landsturm-Infanteriebataillons kam er u. a. an der Isonzofront sowie in den horrenden Gefechten um den Col di Lana und die Cima di Vezzana in der Valsugana zum Einsatz.

Im März 1916, nach gut einem dreiviertel Jahr an der Front, wird Musil mit stark blutender Mundhöhlenentzündung zunächst  nach Innsbrucker und in weiterer Folge in das Kriegslazarett Prag-Karolinenthal überstellt , wo die behandelnden Ärzte  u. a. neurasthenische Erscheinungen depressiver Art und fortgeschrittene Unterernährung diagnostizieren. In den Tagebucheintragungen des allmählich Genesenden klingt das massierte Grauen des Vernichtungskrieges nach, werden im grotesken Inferno menschlicher Verwüstung Assoziationen zu den Endzeitszenarien eines Hieronymus Bosch wach gerufen.

Musil, nach seiner schweren Erkrankung nicht mehr zum aktiven Frontdienst herangezogen, wird nunmehr Redakteur der von ihm neu ausgerichteten Tiroler Soldaten-Zeitung. Im April 1917 erfolgt die Zuteilung zum Heeresgruppenkommando Boroević in Adelsberg/Postojina, dem Hauptquartier der Isonzoarmee, wo er, nach dem Durchbruch von Tolmein/Karfeit, u. a. als „kunsthistorischer Sachverständiger“ tätig wird, mithin als eine Art Marodeur in dienstlichem Auftrag. Im März 1918 wechselt er als Redakteur des militärischen Wochenblattes Heimat in das Kriegspressequartier (KPQ) und trifft dort auf den subtilen Defaitismus eines Franz Blei oder auf die (wenn auch vorerst unbemerkt) längst in das sozialrevolutionäre Lager übergegangenen Egon Erwin Kisch und Franz Werfel. Die Wirren des Umbruchs nutzt Musil zu intensiven Aktenstudien im Kriegsministerium, die letztlich in einen Text einfließen sollten, der ohne das persönliche Kriegserleben nicht denkbar gewesen wäre – ein Text, an dem er ein Leben lang arbeiten sollte und der schließlich unvollendet blieb, Fragment bleiben musste: Sein Hauptwerk Der Mann ohne Eigenschaften, jenes grandios-epochale Portrait der geistigen Physiognomie einer in ihrem Todeskampf liegenden kakanischen Vorkriegsgesellschaft, aus der Perspektive ihres unvermeidbar gewordenen Zusammenbruchs.

Militärlaufbahn Robert Musil

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Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens mit der Kriegsdekoration

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Bronzene Militärverdienstmedaille am Bande des Militärverdienstkreuzes

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Qualifikationsliste Robert Musil

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