Egon Erwin Kisch

Egon Erwin Kisch, der sich als "rasender Reporter" in der Geschichte des Journalismus verewigen sollte, arbeitet für die Prager Tageszeitung Bohemia und das Berliner Tagblatt. Im Jahr 1912 hatte er maßgeblichen Anteil an der Aufdeckung der Affäre Redl. Als Soldat machte er im  Ersten Weltkrieg den verlustreichen Feldzug gegen Serbien und den Rückzug über die Drina mit. Hier offenbarte sich ihm als Augenzeugen der Widerspruch zwischen den tatsächlichen Ereignissen und der gelenkten Berichterstattung. Nach schwerer Verwundung im März 1915 wurde er für "felddienstuntauglich" erklärt. Nach wiederholten Bemühungen und Interventionen kam er im März 1917 in das Kriegspressequartier (KPQ).

Die in seinen Tagebüchern verzeichneten Schrecknisse des Krieges lassen erahnen, wie sehr er sich nach einer Rückkehr in seinen angestammten Journalistenberuf sehnte, um so dem "mörderischen Frontdienst" zu entkommen. Die Kommandierung ins KPQ ermöglichte ihm die Rückkehr in ein geordnetes ziviles Leben, stellte ihn jedoch vor neue Widersprüche. "Als ich, von acht Schußwunden geheilt, eine Kommandierung ins Pressequartier erhielt, habe ich auch dort nie ein Wort von Heerführerverhimmlung, Patriotismus oder Sieg geschrieben."

An seiner Biographie offenbart sich besonders die innere Zerrissenheit eines Offiziers, der fernab der Front einer ruhigen und gefahrlosen Tätigkeit nachging und nach Dienstschluss zur Theorie der Systemkritik und zum vorausgedachten Umsturz ansetzte. Sein nach dem Krieg gefasstes Urteil über das KPQ bleibt zwiespältig: Der Befund, dass man froh sein könne, von der "Gewaltherrschaft der Laien des k.u.k. Kriegspressequartiers befreit" zu sein, lässt sich insbesondere aus dem Verlangen nach der Auflösung der eigenen Widersprüche heraus verstehen. Für seine Person fällt die Entschuldigung eher oberflächlich aus: "Man mußte viel erdulden, es war Krieg, man war Soldat, die Herren waren allmächtig, und ihre Allmacht stieg ihnen in den Kopf".

Während seiner Dienstzeit in Wien nahm er Kontakt zur linksradikalen Bewegung in Wien auf und war nach dem Krieg einer der Mitbegründer der Roten Garde in Wien. Nach dem Scheitern seiner politischen Ambitionen und der Stabilisierung der politischen Verhältnisse in Österreich kehrte er zunächst nach Prag zurück. 1921-1933 lebte er in Berlin, wo er zur journalistischen Arbeit zurückkehrte, zahlreiche Reisen lieferten ihm überdies Stoff für seine Reportagen.

Nach dem Reichstagsbrand 1933 wurde der bekennende Antifaschist und Kommunist aus Deutschland ausgewiesen und verbrachte die folgenden Jahre im politischen Exil und auf Reisen (Frankreich, Australien, USA, Mexiko). 1946 kehrte er nach Prag zurück, wo er zwei Jahre später verstarb.

Kisch gilt als Meister der literarischen Reportage und verfasste zahlreiche unterhaltsame Milieuschilderungen.

Antrag auf Verleihung der Silbernen Tapferkeitsmedaille II. Klasse

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