1918 Schlacht in Venetien

Die gescheiterte Offensive des Juni 1918 hatte das an der italienischen Front stehende Gros der österreichisch-ungarischen Streitkräfte in einen hoffnungslosen Zustand versetzt. Der Einsatz der für die Offensive angesparten menschlichen und materiellen Reserven hatte sich als völlig unzureichend, aber auch vergeblich erwiesen. Die Stände an Soldaten an der Front und in der Etappe sanken immer mehr, da – auch ohne eigene Offensive – die Abgänge höher waren als die Zahl der zugeschobenen Soldaten. Das Menschenreservoir der Doppelmonarchie war erschöpft, die moralische Krise griff immer mehr um sich. Die Zustände im ausgelaugten Hinterland ebenso wie die politische Entwicklung führten dazu, dass sich die Loyalität des Einzelnen immer mehr der eigenen Familie, der engeren Heimat und dem eigenen Volk zuwandte, während ein Verharren an der Front zugunsten des Gesamtstaates oder der Dynastie immer unsinniger erscheinen musste. Dem entsprach das immer massiver auftretende Phänomen, dass die Mannschaften trachteten, von ihren periodischen Beurlaubungen nicht mehr einzurücken und selbst von den aus russischer Kriegsgefangenschaft Heimgekehrten gelangte nur mehr ein verhältnismäßig kleiner Teil zu den Truppenkörpern zurück.  

Es konnte kaum der laufende Bedarf an Verpflegung und Kriegsmaterial gedeckt und die abgenutzten Geschütze ebenso wenig ersetzt werden, wie man dem ins Auge springenden Umstand abhelfen konnte, dass Soldaten immer häufiger in verschlissenen Monturen und ohne Leibwäsche in Erscheinung traten. Dennoch befasste sich die militärische Führung nach dem Fehlschlag des Juni 1918 vorerst noch mit Offensivplänen, im Glauben, nur ein Angriff oder die Fiktion der Möglichkeit eines solchen könnte nicht nur die Moral der Führung, sondern auch jene der Truppe stärken, vielleicht sogar den Gegner beeindrucken. Spätestens als sich der Sommer 1918 dem Ende zuneigte, war aber Klarheit darüber geschaffen, dass es dem deutschen Verbündeten nicht gelungen war, vor der Vollgewichtigkeit des amerikanischen Eingreifens das Ruder an der Westfront herumzureißen, und dass mit einer Waffenhilfe wie im Oktober 1917 nicht mehr zu rechnen sein würde. Im Gegenteil, es verstärkte sich der Wunsch nach Einsatz von österreichisch-ungarischen Verbänden an der Westfront. 

Dass mit einer Besserung der Lage nicht mehr zu rechnen sein würde, trat aber auch an der italienischen Front immer deutlicher hervor. Die Überlegenheit der alliierten Luftstreitkräfte war praktisch vollkommen und dem immer wieder unterhaltenen Störfeuer seitens der italienischen Artillerie hatte man nichts mehr entgegenzusetzen.  

Während alle Friedensbemühungen der Mittelmächte zum Scheitern verurteilt blieben, die bulgarischen und türkischen Fronten zusammenbrachen und sich deutliche Schritte der Völkerschaften der Donaumonarchie in die Unabhängigkeit abzeichneten, versuchte das k.u.k. Armeeoberkommando durch einen Waffenstillstand mit Italien der finalen Schlacht zuvorzukommen. Doch vergeblich, die italienische Führung wollte auf einen schließlichen Triumph, der den bisher unglücklichen Verlauf eines opferreichen und auch kaum populären Krieges übertünchen würde, nicht verzichten. Zu gut war man informiert über die in den Reihen des k.u.k. Heeres sich häufenden Befehlsverweigerungen ganzer Regimenter und das Bestreben der ungarischen Führer, ihre Truppen in die Heimat zu holen, um das vom Balkan her nun unmittelbar bedrohte ungarische Gebiet zu verteidigen. 

Bewusst symbolträchtig tritt das italienische Heer am 24. Oktober 1918, genau ein Jahr nach dem Beginn der als Schmach empfundenen Niederlage von Caporetto, an, um dem angeschlagenen Gegner den Todesstoß zu versetzen. Der Widerstand, den die Italiener fanden, mag größer als erwartet gewesen sein, doch bald sah sich das k.u.k Armeeoberkommando gezwungen, die schon für den Fall eines Waffenstillstandes geplante Räumung Venetiens zu befehlen. Nachdem am 3. November 1918 endlich in Villa Giusti von Italien ein - einer bedingungslosen Kapitulation gleichkommender - Waffenstillstand zugestanden worden war, kam es zu unterschiedlichen Interpretationen hinsichtlich des Zeitpunktes des Eintritts der Waffenruhe.  Zahlreiche österreichisch-ungarische Verbände stellten den Widerstand ein, ließen sich am Rückzug von italienischen Truppen überholen und wurden als gefangen betrachtet. Proteste dagegen fruchteten nichts, die italienische Führung erklärte alle auf diese Weise bis 4. November 1918 15.00 Uhr in Gefangenschaft geratenen Soldaten – über 300.000 – als rechtmäßige Kriegsgefangene.

Kaiser Karl ersucht den Papst, auf die italienische Regierung einzuwirken, auf die anstehenden Offensiven angesichts des nahenden Kriegsendes zu verzichten

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