1917 Kerenskioffenive

Die durch die Brussilowoffensive und den Kriegseintritt Rumäniens ausgelösten gewaltigen Schlachten an der österreichisch-ungarischen Nordostfront verebbten im Lauf des Winters 1916/17 und kamen nach der Februarrevolution in Russland und dem Sturz des Zaren völlig zum Stillstand. Angesichts der Kriegsmüdigkeit der russischen Soldaten und der zusammenbrechenden Versorgung der russischen Zivilbevölkerung bauten die Mittelmächte zunehmend auf zersetzende Propaganda und Verhandlungen mit den inzwischen aufgetretenen Soldatenräten. Für die österreichisch-ungarischen Truppen ein gefährliches Unterfangen, denn die Kriegsmüdigkeit war unter ihnen ebenso verbreitet, wie es mit der Versorgung  von Armee und Hinterland bergab ging. 

Die russische Regierung unter  Ministerpräsident Fürst Lwow sah sich vor die Wahl gestellt, Verhandlungen in Richtung eines Verlustfriedens einzuleiten oder den Versuch zu wagen, durch einen letzten Ansturm Österreich-Ungarn und damit das ganze Gebäude der Mittelmächte zum Einsturz zu bringen. Tatsächlich gelang es dem Kriegsminister Kerenski, die russische Armee zu einer letzten Offensive zu bewegen. General Brussilow als nunmehriger Oberbefehlshaber schien der Garant für einen Erfolg zu sein. Es vermochte zwar der Appell an die Vaterlandsliebe der russischen Soldaten zu zünden, doch die Besserung der längst eingerissenen Disziplinlosigkeit sollte nur von kurzer Dauer sein. 

Am 29. Juni 1917 brach südöstlich von Lemberg  eine hervorragend vorbereitete Offensive über die österreichisch-ungarische Heeresgruppe Böhm-Ermolli herein. Die – wie so oft seit dem Sommer 1916 – in enger Verzahnung positionierten k.u.k. und deutschen sowie türkische Einheiten und Verbände konnten in mehrtägigen Kämpfen den Angriff abwehren. Doch eine Episode der Schlacht musste der k.u.k. Führung zu Denken geben: Erstmals setzte man russischerseits eine tschechoslowakische Schützenbrigade ein, die aus Kriegsgefangenen und Überläufern gebildet worden war. Gezielt traf dieser Verband bei Zborów auf zwei k.u.k. Infanterieregimenter mit Soldaten tschechischer Nationalität. Diesem Umstand schrieb man den Fronteinbruch und die Gefangennahme eines Großteils dieser Regimenter durch die Russen zu. 

Am 6. Juli 1917 erneuerte Brussilow etwas weiter südlich bei Stanislau seine Offensive, doch auch hier konnte zwar ein Einbruch mit etwas Raumgewinn, jedoch nicht der erhoffte Durchbruch erzielt werden. Im Gegenteil, die Deutsche Oberste Heeresleitung hatte sich Ende Juni schon beim Erkennen der russischen Angriffsabsicht entschlossen, durch eine Gegenoffensive das russische Heer endgültig aus dem Feld zu schlagen. 

Nach Heranführung frischer Verbände erfolgte am 19. Juli 1917 bei Zborów der Gegenangriff der Verbündeten, der einen beträchtlichen Teil der russischen Front zum Kollabieren brachte. Obwohl am 24. Juli 1917 auch die retablierte rumänische Armee am Südflügel der Front mit russischer Unterstützung eine engagierte Offensive startete, profitierte vor allem Österreich vom erzielten Raumgewinn, indem Mitte August  1917 nicht nur die Juni/Juli 1916 von Brussilow eroberte Bukowina, sondern erstmals seit August 1914  das östlichste Galizien wieder in Besitz genommen werden konnte. Bald darauf kamen die letzten großen Kriegshandlungen an der russischen Front infolge der drohenden Überdehnung der Versorgungslinien und des damit verbundenen Mangels an Munition und Versorgungsgütern zum Erliegen.

Betonierte vorgeschobene Maschinengewehr-Stellung am Brückenkopf

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Überblick über die Operationen in Galizien 1917

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