1916 Brussilowoffensive

Nachdem die russische Front im Herbst 1915 wieder erstarrt war, konnten die verbündeten österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen lokale Angriffe der Russen mit großem Erfolg abwehren. Die dabei gewonnenen Erfahrungen sowie neuesten Entwicklungen im Angriffsverfahren der Westfront flossen in den intensiv betriebenen Stellungsbau der k.u.k. Truppen ein. Man wähnte sich im Besitz einer Verteidigungstaktik, die im Verein mit den ausgebauten Stellungen eine gesicherte Abwehr gegen russische Angriffe garantieren sollte. 

In der vordersten von drei Verteidigungsstellungen wurden große „Fuchslöcher“ tief in der Erde angelegt, die es der Grabenbesatzung auch nach stärkstem russischem Trommelfeuer ermöglichen sollte, schon in vorderster Linie einen Angriff durch flankierendes Kanonen- und MG-Feuer zusammenbrechen zu lassen. Hinter den Linien wurden Kommunikationen ausgebaut, Soldatenunterkünfte und -heime errichtet, Gärten mit Birkenholzmöbel angelegt, Gemüse- und Getreideanbau betrieben. Insgesamt breitete sich während der langen Ruheperiode eine Art von Ferienlagerstimmung aus, es scheint, dass man nach der russischen Niederlage 1915 gehofft hatte, in dieser Stellung das Kriegsende zu erleben. 

Im März 1916 übernahm General Alexej Alexejewitsch Brussilow das Kommando der russischen Südwestfront. Damit stand jener Heerführer den k.u.k. Armeen im Nordosten gegenüber, der schon von Kriegsbeginn an als der geschickteste russische General Anerkennung gefunden hatte. Er zog die Lehre aus den Misserfolgen der zuletzt gescheiterten russischen Angriffe und orientierte sich an den neusten französischen Angriffsverfahren der Westfront, die das Hauptgewicht auf die sorgfältige Vorbereitung des Angriffes legten. 

Die russischen Angriffsvorbereitungen wurden frühzeitig erkannt, doch Unternehmungen, um die Russen vom Vortreiben von Sappen durch das Niemandsland abzuhalten, verliefen ebenso erfolglos wie verlustreich, also stellte man diese ein und verließ sich auf die Abwehrkraft der eigenen Stellungen.  

Als am 4. Juni 1916 das heftige russische Trommelfeuer verstummt war, entstiegen die österreichisch-ungarischen Soldaten ihren bombensicheren Erdbauten, hatten aber an den Einbruchsstellen keine Gelegenheit mehr, die Gräben zu besetzen, da sie an den Einstiegen zu den „Fuchslöchern“ von den bereits im Graben befindlichen Russen gefangen genommen wurden. Die vorhandenen Eingreifreserven wurden von den k.u.k. Generälen  vollkommen verzettelt eingesetzt,  Divisionen zerflossen wie Butter in der Sonne. Am 10. Juni 1916 war die k.u.k. Armee (Wolhynien) auf einer Breite von 85 Kilometer bis zu 48 Kilometer zurückgewichen, und bei der k.u.k. 7. Armee (Karpaten, Bukowina) sah es nur wenig besser aus. 

Hilfe konnte nur der deutsche Verbündete bringen. Zur Stabilisierung der Front wurden nicht nur zahlreiche deutsche Verbände, ja als „Korsettstangen“ sogar einzelne Einheiten und Abteilungen in die österreichisch-ungarische Front eingeschoben und nicht nur ganze Frontabschnitte unter deutsches Kommando genommen, sondern das AOK musste schließlich Anfang September sogar zähneknirschend der Errichtung eines „gemeinsamen Oberbefehls“ der Verbündeten unter Kaiser Wilhelm zustimmen. 

Die unmittelbaren strategischen Auswirkungen der Brussilowoffensive waren nach Stabilisierung der Front Ende Juli 1916 gering, doch die österreichisch-ungarischen Streitkräfte erlitten mit dem Verlust von rund 475.000 Mann - darunter 226.000 Gefangene – einen Aderlass ungeahnten Ausmaßes, der das „Menschenkalkül“ der Generalstäbler gehörig erschütterte.

Gefallene Russen vor dem Stützpunkt I.des H.J.R.309

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Telegramm vom 22.7.1916

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Generalmajor Gottlieb Kralowetz von Hohenrecht, Olyka Luck 1916

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