1915 Gorlice - Der große Feldzug im Nordosten

Im Frühjahr 1915 – die Karpatenschlachten klangen eben aus – war es für die deutsche Heeresleitung offenkundig geworden, dass die österreichisch-ungarische Armee durch die vielmonatigen Kämpfe seit August 1914 so weit verschlissen war, dass das k.u.k. Armeeoberkommando keine Garantien mehr für das Halten der Front abgeben konnte.

Es bedurfte eines gezielten Schlages, um die Frontlinie so weit zu verbessern, dass man mit einiger Ruhe der kommenden Kriegsperiode entgegensehen konnte. Der deutsche Generalstabschef Falkenhayn überraschte Mitte April 1915 schließlich seinen österreichisch-ungarischen Kollegen Conrad mit dem Angebot, eine deutsche Armee von 8 Divisionen für einen Angriff mit begrenzten Zielen in Galizien zum Einsatz bringen zu wollen. Als Einsatzort dieser deutschen 11. Armee unter General Mackensen bot sich der Frontbereich Gorlice-Tarnów am Winkel der galizischen Front und der Karpatenfront an. 

War es schon eine Besonderheit, dass man nicht - wie bisher zumeist - dem Gegner die strategische Flanke abzugewinnen suchte, sondern auf die Methode des Durchbruchsangriffes setzte, so prägte diese gelungene Aktion das Muster aller kommenden Durchbruchsschlachten des Weltkriegs. Die für den Angriff ausersehenen Armeen – deutsche 11. und k.u.k. 4. Armee – wurden so konzentriert gegenüber der russischen 3. Armee angesetzt, dass an dieser Stelle eine beträchtliche numerische Überlegenheit gesichert war.  Dazu wurde eine gewaltige Artilleriemasse mit verschwenderischer Munitionsausstattung zusammengezogen, die am 2. Mai 1915 durch eine nur vierstündige Beschießung bei den russischen Verteidigern Schock und Lähmung bewirkte. Bis 4. Mai 1915 war eine 12 Kilometer tiefe Bresche in die russische Front geschlagen und es schien, dass die russische Führung kein Mittel finden würde, ihre Truppen wieder zum Stehen zu bringen. 

In der Folge wurde seitens der Mittelmächte der Gedanke an eine begrenzte Aktion verworfen: Man hatte erkannt, dass die russische Armee durch den Karpatenwinter mindestens ebenso ausgelaugt war wie die k.u.k. Truppen und trachtete die in Schwung gekommene Offensive so weit als möglich voranzutragen. Von diesem Gedanken ließ sich Conrad auch durch die am 23. Mai 1915 schließlich erfolgende Kriegserklärung Italiens nicht abbringen und warf nur das Allernötigste an Verbänden an die neue Front.

Mitte Mai hatte Mackensen den San erreicht, am 4. Juni 1915 konnte Przemyśl wiedererobert werden, und am 22. Juni 1915 zogen k.u.k. Truppen in Lemberg ein. In der Folge drehte der Hauptangriffskeil Mackensens nach links ab, um wie Conrad 1914 zwischen Weichsel und Bug nach Norden auf Brest-Litowsk vorzustoßen, Ein gleichzeitig angesetzter deutscher Angriff über den Narew machte die gesamte russische Front in Polen unhaltbar. Conrad fühlte seinen Feldzugsplan von 1914 – allerdings unter wesentlich anderen Bedingungen - bestätigt. 

Wie immer im Ersten Weltkrieg war es der erfolgreiche Angreifer, der sich sehr rasch wachsenden Schwierigkeiten, die Front mit Verpflegung und Munition zu versorgen, gegenübersah und so entwickelte sich der große Feldzug von 1915 durchaus nicht wie aus einem Guss, sondern gerade die österreichisch-ungarischen Verbände hatten eine Vielzahl an Rückschlägen zu überwinden, ehe man sich der trügerischen Hoffnung hingeben konnte, dass die russische Gefahr endgültig gebannt war.

Drahtverhau auf Kote 473 bei Tarnów

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Entstehung des Planes für den Durchbruch bei Gorlice

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Meldung über die kampflosr Besitznahme der Westfront Przemyśls

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Verluste der Tiroler Jägerregimenter anlässlich der großen Offensive

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Schreiben des Armeeoberkommandanten Erzherzog Friedrich über unzuverlässige tschechische und ruthenische Truppenteile

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Russischer Befehl gegen Deserteure vom 27.7.1915

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