1914 Serbien - Kolubara, Belgrad

Nach dem Fehlschlag des überhasteten Angriffes auf Serbien im August 1914 wollte Feldzeugmeister Potiorek sich als nunmehr vom Armeeoberkommando weitestgehend unabhängiger Befehlshaber der Balkanstreitkräfte rehabilitieren.  

Nach kurzer Retablierung sollte eine erneuerte Offensive die Schmach möglichst rasch vergessen lassen, doch kam die serbische Führung zuvor, indem sie am 6. September 1914 die Save überschritt und in Syrmien einfiel. Der k.u.k. 29. Infanteriedivision gelang es, die serbische Timokdivision zu zersprengen. Letztlich war dieses Ereignis symptomatisch dafür, dass es der serbischen Armee nicht gegeben war, eine Offensive ins gegnerische Land zu tragen, doch als Verteidiger der Heimat war sie ein mehr als Achtung gebietender Gegner, an dessen Kampfkraft Potiorek im vorangegangenen August gescheitert war. 

Potiorek überschritt am 8. September 1914 zum zweiten Mal die Drina. Er hatte als Lehre aus der gescheiterten Offensive nunmehr seine beiden verbliebenen Großverbände (k.u.k. 5. und 6. Armee) enger und zu gleichzeitigem Angriff zusammengefasst. Doch der Angriff der 5. Armee scheiterte völlig, während sich die 6. Armee jenseits der Save etablieren konnte, was immerhin zur Folge hatte, dass alle serbischen Truppen raschestens aus Syrmien zurückgezogen wurden. In der Folge gelang es endlich der 5. Armee, die Drina, und einer benachbarten Gruppe, die Save zu überschreiten, was allerdings in einem statischen Abringen der beiderseitigen Hauptkräfte mündete. Parallel dazu dauerte es bis Ende Oktober, um eine in Bosnien eingebrochene serbische Gruppe zu vertreiben. Als sich die serbische Armee Anfang November endlich vom Drinagebiet ins Landesinnere zurückzog, war es Potiorek nicht gelungen, den Gegner durch Einkreisung ganz aus dem Feld zu schlagen. 

Potiorek glaubte die serbische Widerstandskraft im Erlahmen und forderte angesichts des nahenden Winters am 11. November 1914 von seinen eigenen, zunehmend erschöpften Truppen einen „fließenden Vormarsch“ quer über die in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Flüsse und die dazwischen liegenden Höhenrücken. Daraus resultierte bei inzwischen eingetretenem permanentem Schlechtwetter eine Verfolgung, die einerseits von ständiger Kampftätigkeit, andererseits von großen Marschleistungen geprägt war, während der Nachschub an Verpflegung, Munition und Ersatz für die zunehmend zerschlissenen Monturen und Schuhe immer spärlicher wurde. 

Alle Hoffnungen konzentrierten sich nach Erreichen der Kolubaratalbahn auf deren für 4. Dezember 1914 erwartete Inbetriebnahme, wodurch eine reichlichere Versorgung der österreichisch-ungarischen Truppen ermöglicht sein würde. Doch auf eine Ruhepause wurde verzichtet, Belgrad war zum Greifen nah. Zwar zog die 5.Armee am 2.12.1914 tatsächlich in Belgrad ein, doch am Tag darauf begann überraschend eine serbische Gegenoffensive. Hatten sich die österreichisch-ungarischen Truppen von ihrer Versorgungsbasis zunehmend entfernt und dementsprechend an Kampfkraft eingebüßt, so waren die Serben in gleichem Maß in Richtung ihrer Ressourcen zurückgedrängt worden und konnten neue Kraft schöpfen. 

Der serbischen Offensive hatte Potiorek nichts mehr entgegenzusetzen. Bis 13. Dezember 1914 waren die Reste der 6.Armee über die Save geflüchtet, am 15. Dezember 1914 musste die 5. Armee auch Belgrad räumen. Wie im Strategielehrbuch hatte Potioreks über den Kulminationspunkt weitergeführter Angriff in einen Rückschlag gemündet, der viel schwerer wog als alles vorher Erreichte. Für Potiorek war es das Karriereende, für Österreich-Ungarn ein neuerlicher Prestigeverlust, zumal man noch nicht ahnte, dass auch die serbische Armee so stark mitgenommen war, dass sie nicht mehr aktiv ins Kriegsgeschehen einzugreifen in der Lage sein würde.

Trainkolonne bei der Rast im Schneetreiben, Šabac

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