Kurt Edler von Schuschnigg

Nach der Matura im Juni 1915 rückte Schuschnigg als Einjährig-Freiwilliger beim Festungs-Artillerieregiment Nr. 4 in Pola ein; am 15. Oktober 1916 avancierte er zum Fähnrich, am 1. Februar 1917 schließlich zum Leutnant der Reserve. Von  Mai 1916 bis Kriegsende – mit zweimonatiger Unterbrechung im Frühsommer 1918, die er zu Jusstudien an der Universität Wien verwendete -  an der Isonzo- bzw. Piaverfront, nahm er an zahlreichen Kämpfen ab der 6. Isonzoschlacht im Raum Doberdò, Monte San Michele, Jamiano und Hermada teil. 

In seinen Erinnerungen, die er noch als Bundeskanzler niederschrieb, konzentrierte er sich darauf, die allgemeine Stimmung wiederzugeben:

„Alles, was nach Friedensbotschaft aussah, fand begreiflicherweise willige Ohren. Der junge Kaiser war zweifellos beim Feldheer sehr beliebt. Sein Rufmord nahm, wie manches andere Unglück, den Weg aus dem Hinterland über die mit Recht verhaßte Etappe.“ 

Schuschnigg beeindruckten auch die Vorgänge ab Oktober 1918, als er am mittleren Piave stand: Er glaubte eine nationale Zersetzung ohne äußere Feindeinwirkung zu erkennen, als meuternde Regimenter abzogen und Reserven den Gehorsam verweigerten; die eigene Batterie wurde vor Beziehung der Stellungen bei Sacile (und kurz vor dem Waffenstillstand von Villa Giusti) versammelt. Dabei erhielten die Offiziere den Auftrag, die Mannschaft zu befragen, ob sie weiterkämpfen wollten und ob sie monarchischer oder republikanischer Gesinnung seien. 

„Von diesem Augenblick an hatte stumme, gedankenlose Resignation von uns Besitz ergriffen. Sie brachte jedem die trostlose Gewissheit, dass das Ende vor der Tür stand.“  

Die Gefangennahme am 4. November 1918 war allen unverständlich: Wiewohl er es später als unsinnig erkannte, bedrückten gewisse Gerüchte zu diesem Zeitpunkt die Offiziere:  

„Die erste Kunde flog auf, das eigene Land und der eigene Kaiser hätten uns absichtlicherweise durch die Waffenstillstandsbotschaft irregeführt, um die Rückkehr der Armee zu verhindern“.  

Wie schon sein Vorgänger Engelbert Dollfuß, behielt sich auch Schuschnigg während seiner Kanzlerschaft das Verteidigungsressort vor (29. Juli 1934 bis 11. März 1938 Bundesminister für Heereswesen). Als solcher betrieb er aufgrund der Bedrohung durch das nationalsozialistische Deutschland die Aufrüstung des Österreichischen Bundesheeres auf über 30 000 Mann, die Einrichtung einer Luftwaffe und ließ schließlich 1936 die allgemeine Wehrpflicht für Männer im Alter zwischen 18 und 42 Jahren, die zunächst einen einjährigen Dienst vorsah und noch 1938 auf 18 Monate verlängert wurde. 

Ebenso wie Dollfuß gelang es auch Schuschnigg, seine Stellung als altösterreichischer Offizier propagandistisch zu verwerten: Durch die Übernahme der Bundesleitung der Österreichischen Soldatenfront 1934, die sich selbst als Teil der Vaterländischen Front definierte, konnte schon durch seine Person eine lückenlose Tradition von der Habsburgermonarchie zum idealisierten „Ständestaat“ glaubhaft gemacht werden.

Belohnungsakten

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