Julius Deutsch

1884 im westungarischen Lackenbach geboren, schloss sich Deutsch bereits als Buchdruckerlehrling dem Verband Jugendlicher Arbeiter an und absolvierte, von Victor Adler prominent gefördert, den zweiten Bildungsweg. Er studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Wien, Berlin, Paris und erwarb sein Doktorat an der Universität Zürich. Eine erste große wissenschaftliche Publikation Die Kinderarbeit und ihre Bekämpfung wird breit rezipiert. 

Im Ersten Weltkrieg kam Deutsch – im Gebirgskrieg im Süden, in Galizien während der Brussilow-Offensive und im Rumänienfeldzug – an vorderster Front als Aufklärer und Artilleriebeobachter zum Einsatz. „Wohl hatte man mir Kriegsauszeichnungen an die Brust geheftet“, wird er in seinen Lebenserinnerungen schreiben, „aber im Herzen war nichts als Grauen vor dem Krieg.“ Schließlich wird er im Herbst 1918 als Vertreter der Freien Gewerkschaften in eine im Kriegsministerium eingerichtete paritätische Kommission berufen, die sich mit den Problemen der Kriegsindustrie und des Arbeiterschutzes auseinanderzusetzen hatte. 

Diese Tätigkeit und seine ausgezeichneten Beziehungen zu einem kleinen, konspirativ organisierten Zirkel demokratischer Offiziere sind der Grund für seine Berufung zum Heeresminister der von den Sozialdemokraten geführter Großen Koalition der Jahre 1919 und 1920. Deutsch baut zunächst die Streitmacht der jungen Republik, die Volkswehr, auf und wird nach dem Ende der Koalition Kommandant der sozialdemokratischen Parteimiliz Republikanischer Schutzbund, deren sukzessive Militarisierung und Disziplinierung er nach den Ereignissen des 15. Juli 1927 (Justizpalastbrand) durchsetzt. Er gerät dadurch in einen markanten Gegensatz zu dem ehemaligen Generalstabschef an der Isonzofront, General Theodor Körner, für den in einem Bürgerkriegsszenario, mithin in der Konfrontation mit regulären Regierungstruppen, Erfolge überhaupt nur im Wege der städtischen Guerilla denkbar sind. Die Ereignisse des Februar 1934 sollten dann auf tragische Weise Körners Kritik bestätigen und noch während der Kämpfe sieht sich Deutsch gezwungen, in die Tschechoslowakei zu flüchten. In Brünn und in Prag baut er gemeinsam mit Otto Bauer das Auslandsbüro der österreichischen Sozialisten (Alös) auf, 1936 schließt er sich dem Kampf gegen Franco an; er wird General der allerdings mehr symbolisch als militärisch bedeutsamen republikanischen Küstenwache. Der Sieg Francos im Spanischen Bürgerkrieg treibt ihn erneut in die Emigration und er gelangt, auf überaus abenteuerliche Weise, über Frankreich in die USA, wo er sich sofort der antifaschistischen Geheimdiensttätigkeit im New Yorker Büro für Kriegsinformation zur Verfügung stellt. 

1946 kehrt er als Leiter der Auslandsabteilung der SPÖ nach Wien zurück und tritt mit großem Engagement für die immerwährende Neutralität Österreichs und ein politisch wie ökonomisch Vereintes Europa ein. Differenzen mit dem Parteivorstand führen anfangs der 1950er Jahre zu seinem Rückzug, allerdings bleibt er als politischer und historischer Publizist bis zu seinem Tod im Jänner 1968 aktiv.

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