Engelbert Dollfuß

War Engelbert Dollfuß 1913 und noch im Juni 1914 als untauglich befunden worden, so entschied die Stellungskommission am 9. September 1914, Dollfuß, der sich freiwillig gemeldet hatte, sei „tauglich ohne Gebrechen für den Gebirgsdienst“. Mit dem k.k. Landesschützen-Regiment Nr. II (den späteren k.k. „Kaiser-Schützen“ Nr. II) ging er nach Südtirol ab. Der Einjährig-Freiwillige begann seine militärische Laufbahn als Patrouillenführer, wurde noch im Dezember 1914 Unterjäger, im Jänner 1915 Zugsführer und am 1. Februar 1915 Kadett. In der Folge avancierte am 20. Juli 1915 zum Fähnrich, am 1. Jänner 1916 zum Leutnant und schließlich am 1. Februar 1918 zum Oberleutnant. 

Viermal wurde Dollfuß, bis Kriegsende Kommandant einer Maschinengewehr-Abteilung an der italienischen Front, nachweislich dekoriert: 1916 mit der silbernen Tapferkeitsmedaille I. Klasse , 1917 mit dem Karl-Truppenkreuz und der bronzenen Militär-Verdienstmedaille und 1918 mit dem Militär-Verdienstkreuz 3. Klasse.

Am 14. Dezember 1915 etwa schlich er sich mit zwei Freiwilligen bis auf 30 Schritte an die italienischen Stellungen heran, um Gefallene zu bergen. Wenige Tage später versuchte er an der gleichen Stelle, italienische Soldaten gefangen zu nehmen. Dazu war es nötig, eine Patrouille aus Freiwilligen zusammenzustellen. Augenzeugen berichteten nach seinem Tod: „Dollfuß sieht sich also gezwungen, eine gewisse Auswahl zu treffen, und er trifft sie zur allgemeinen Zufriedenheit. ‘Verheiratete abtreten!’ lautet der erste Befehl, den er gibt. ‘Wer ist gebürtiger Tiroler, Kärntner, Salzburger oder Steirer? - Wer hat schon einmal eine Patrouille mitgemacht? - Kletterer vortreten!’ Und so ist um 8 Uhr abends eine hochalpin ausgerüstete Patrouille zum Abmarsch gestellt.“ Diesmal gestaltete sich die Lage als äußerst bedrohlich: Ein Teil der Gruppe wurde von den Italienern beschossen. Dazu wörtlich die Akten: „Um (dieser Gruppe) das Zurückgehen zu ermöglichen, gab er nun lebhaftes Feuer auf die (feindliche) Stellung, bewarf mit noch einem Mann die Drahthindernisse mit Handgranaten..., befahl durch vorher als Signal bestimmte Pfiffe den Rückzug, ging aber auf die Nachricht von Verwundeten bei einer Gruppe trotz Feuer aus nächster Distanz sofort dorthin, fand dort einen Toten und zwei Verwundete, half diese aus lebhaftem Feuer herauszutragen, wobei er dem mit Bauchschuss Verletzten noch den Verband richtete, deckte dann eine Zeit lang allein den Weitertransport der Verwundeten, bis andere Leute eintrafen, und ging mit diesen als letzter vom Gefechtsfelde.“ 

Es wird auch berichtet, dass Dollfuss bei anderer Gelegenheit einem zum Tode verurteilten Desserteur durch Intervention bei dessen Kommandanten das Leben gerettet habe, so dass dieser wieder ungestraft zu seiner Truppe abgehen konnte. Dollfuß, der sich gesprächsweise als Vertreter eines Kompromissfriedens erwies – „Geben wir den Italienern das Land bis zur Salurner Klause. Es war ja der ewige Zankapfel zwischen Österreich und Italien“ – wurde bei einer dreitägigen Absentierung in Innsbruck vom Kriegsende überrascht, was ihm schließlich die italienische Kriegsgefangenschaft ersparte.

Belohnungsakten

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