Fritz Lang

Bei Kriegsausbruch war das Denken und Wollen der Mehrheit der Kulturschaffenden vom männlich-kriegerischen Ideal bestimmt, auf die „kühne Tat“ gerichtet, auf das romantische Ideal und den heroischen Akt der Todesverneinung – auch (und gerade) bei jenen, deren Werk sich als vehemente Infragestellung und rigorose Herausforderung der bürgerlichen Welt insgesamt verstand. Bei Fritz Lang etwa, der große ästhetische und technische Neuerer des Kinos, und spätere herausragende Exponent des Hollywood-„film noir“. Er befand sich zu Kriegsbeginn in Paris, konnte mit dem letztmöglichen Zug Frankreich verlassen, wurde an der belgischen Grenze verhaftet, floh noch in derselben Nacht und erreichte am 5. August 1914 unter abenteuerlichen Umständen Wien. Als Einjährig-Freiwilliger meldete er sich unverzüglich und kam als Angehöriger einer Artillerie-Batterie in Galizien, Rumänien und Italien zu Fronteinsätzen. Er wurde dreimal verwundet und mehrfach ausgezeichnet. Während einer seiner Rekonvaleszenz-Zeiten begann er 1916 mit ersten eigenen filmischen Arbeiten, kehrte ein Jahr später ins Feld zurück und wurde schließlich nach einer neuerlichen Verwundung und zweimonatigem Hospitalsaufenthalt im Juni 1918 in die Reserve versetzt. 

Fritz Lang wird die von Freud beschriebene Umkehrbarkeit des Zivilisationsprozesses, die „Regression“ in einen primitiven, vom Gesetz der Gewalt dominierten Naturzustand zum Leitmotiv zweier seiner bedeutendsten Arbeiten machen – mit dem Weltkrieg als indirektem und gleichsam unsichtbarem Bezugspunkt: Das düster-grandiose, von Schreckensszenarien und kollektiven Angstpsychosen unterlegte Meisterwerk M – Eine Stadt sucht einen Mörder (1931, Hauptdarsteller Peter Lorre) konfrontiert uns mit dem aus einem traumatischen Fronterleben erwachsenen, unbeherrschbaren Mordzwang eines Schizophrenen. In seiner ersten US-amerikanischen Produktion Fury (1936, Hauptdarsteller Spencer Tracy, deutscher Titel Blinde Wut), wird die in M gestellte Diagnose weiter ausgeführt: Lang analysiert die unbewussten Handlungslogiken eines außer Kontrolle geratenen, hysterischen, nach Lynchjustiz verlangenden Mobs: Einer klassischen „Hetzmeute, genau entlang der Kriterien, wie sie Elias Canetti in seinem Klassiker Masse und Macht entwickelt hat.

Militärlaufbahn Fritz Lang

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