Tod und Begräbnis des alten Kaisers

Ende Oktober 1916 wurde der Kaiser von einer Bronchitis befallen, was sich in schweren Hustenanfällen und den Allgemeinzustand schwächender Appetitlosigkeit äußerte. Leibarzt Joseph Ritter von Kerzl alarmierte zunächst den berühmten Internisten Norbert Ortner von Rodenstätt, doch bereits am 10. November sah sich Generaladjutant Graf Eduard Paar veranlasst, „die ersten Vorbereitungen für die traurige Möglichkeit eines Ablebens des Kaisers“ zu treffen. 

Nach den Aufzeichnungen von Kammerdiener Eugen Ketterl bedrückte den Kaiser nicht so sehr die Furcht vor dem Tod, „sondern die entsetzliche Angst, dass die Totenglocken, die ihm läuten würden, auch sein Reich zu Grabe geleiten könnten.“ Allerdings bemühte sich der Kaiser, seinen spartanischen Arbeitsrhytmus auch während dieser letzten Wochen aufrecht zu erhalten. Flügeladjutant Albert von Margutti hielt fest: „Am Montag, den 20. November nach einer sehr schlechten, schlaflosen Nacht, in der ihn ein krampfhafter Husten sehr gequält hatte, saß der Monarch wieder an seinem Schreibtisch, doch die Nacht hatte ihm so übel mitgespielt, dass er kaum atmen konnte und von dem immer noch ansteigenden Fieber förmlich geschüttelt wurde.“ 

Inzwischen war die engere Familie (so der Thronfolger und Erzherzogin Zita, aber auch Katharina Schratt) angereist; schließlich konnte Franz Josef geistlichen Beistand erhalten. Mehrfach zitiert wurde bereits das letzte Gespräch mit Ketterl nach dessen Erinnerungen: „Als Seine Majestät dann endlich zu Bett gebracht war, fragte ich ihn um weitere Befehle. Laut und bestimmt sagte er zu mir: ‚Ich bin mit meiner Arbeit nicht fertig geworden, morgen um halb vier Uhr wecken Sie mich wie gewöhnlich.“ 

An diesem 21. November, 21 Uhr 05, verstarb der Kaiser im 87. Lebensjahr. Auf seinem Totenschein ist zu lesen: „Vor- und Zuname: S. M. Kaiser Franz Joseph I. Berufszweig und Berufsstellung: Kaiser von Österreich, König von Ungarn etc. Glaubensbekenntnis: römisch-katholisch. Stand: Verwitwet. Unmittelbare Todesursache nebst Angabe der etwaigen Grundkrankheiten, aus welchen sich die unmittelbare Todesursache entwickelt hat: Herzschwäche nach Lungen- und Rippenfellentzündung. Gestorben: 21. XI. 1916 um 9 Uhr 5 abends. Ist zu beerdigen: In Kapuzinergruft.“ 

Am sechsten Tag nach dem Ableben wurde der Leichnam in die Wiener Hofburgkapelle überstellt und in Galauniform eines Feldmarschalls dort drei Tage aufgebahrt, so dass der Bevölkerung die Möglichkeit eines Abschiedes gegeben war. Am 30. November wurde der Sarg in einer von acht Rappen gezogenen Kutsche durch den äußeren Burghof zur Ringstraße, über den Kaiser Franz Josefs-Kai und die Rotenturmstraße zum Stephansdom überführt und dort von Kardinal Friedrich Gustav Piffl eingesegnet. 

Anschließend bewegte sich der Kondukt weiter zur letzten Ruhestätte des Monarchen. Der damals fast sechsjährige Bruno Kreisky erinnerte sich Jahrzehnte später: „ Als der Trauerkondukt endlich herankam, schien es mir, als fülle sich die ganze Welt mit Schwarz. Es war eine einzige Demonstration der Schwärze und in den Gesichtern der Menschen waren Schmerz und Sorge zu lesen; was mochte jetzt werden?“ 

Auch Joseph Roth hat diesen als historisch empfundenen Moment festgehalten: „Als man ihn begrub, den Kaiser Franz Joseph, stand ich, einer der zahlreichen Soldaten seiner Armee,  ein namenloses Glied des Spaliers, das wir damals bildeten, knapp vor der Kapuzinergruft, um seinen hohen Leichnam zu begrüßen. Es war Herbst, ein dunkelgrauer Regen regnete auf unsere Felduniformen, auf die blanken, bläulichen Läufe und die braunen, polierten Schäfte unserer Gewehre, auf die Kappen und die Gesichter und auf die frisch gewichsten Stiefel, auf die weinenden Frauen und Männer in Zivil hinter unseren Rücken und auf die umflorten Laternen.“

Otto von Habsburg, damals gerade vier Jahre alt, gibt seine Kindheitseindrücke wieder: „Das große Ereignis meiner Kindheit war naturgemäß die Beisetzung von Kaiser Franz Joseph I., als ich an der Seite meiner Eltern jenem Leichenwagen folgte, hinter dem ich auch, ein dreiviertel Jahrhundert später, dem Sarge meiner Mutter auf dem Weg in die Kapuzinergruft folgte. Es war eine düstere Zeremonie.“

Übrigens bildete die Tatsache, dass der nunmehrige Kaiser Karl mit Frau und ältestem Sohn – dem nunmehrigen Thronfolger – hinter dem Sarg herging, eine Abkehr von der Tradition, derzufolge er den Sarg hätte allein begleiten müssen.

 

Zum Ableben Kaiser Franz Josephs I.

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