Carls späte Berufung

Unmittelbar vor dem Tod des Kaisers wurde in dessen Militärkanzlei ein Handschreiben an den Erzherzog-Thronfolger, der als Generaloberst Kommandant einer Heeresfront in Siebenbürgen war, konzipiert, in welchem der Erzherzog nach Wien berufen wurde, auf dass er „bereichert durch Ihre Erfahrungen Mich in Meinen so umfangreichen kriegsherrlichen Betätigungen entlasten möge“. Entsprechende Befehlsschreiben an den Armee Oberkommandanten und die drei militärischen Minister waren vorgesehen. Die Konzepte dieser kaiserlichen Hand- bzw. Befehlsschreiben wurden vom Stellvertreter des Chefs der kaiserlichen Militärkanzlei Feldmarschallleutnant Ferdinand Ritter von Marterer verfasst, deren Expedierung war für den 22. November 1916 vorgesehen. Eine kaiserliche Genehmigung der Konzepte erfolgte nicht mehr. 

Das Handschreiben sollte in fünf Ausfertigungen an den Thronfolger, den Armeeoberkommandanten, den Kriegsminister, den Minister für Landesverteidigung und, in ungarischer Sprache, an den ungarischen Landesverteidigungsminister ergehen.

Allerhöchstes Handschreiben an Seine Kaiserliche Hoheit Generaloberst Erzherzog Carl Franz Joseph

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Die militärische Laufbahn des Erzherzogs, geboren in Persenbeug (Niederösterreich) am 17. August 1887, begann 1903 mit seiner Ernennung zum Leutnant beim k.u.k. Ulanen-Regiment Nr. 1. 1905 wechselte er zum Dragoner-Regiment Nr. 7, 1906 Oberleutnant und 1909 Rittmeister. Kurz vor der Geburt Erzherzog Ottos am 20. November 1912 in Reichenau avancierte er zum Major, nun allerdings im Infanterie-Regiment Nr. 39, mit 1. Mai 1914 zum Oberstleutnant. Er erhielt eine generalstabsmäßige Ausbildung und rückte infolge der Ermordung von Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 zum Thronfolger auf. Zum Oberst befördert (Husaren-Regiment Nr. 1), wurde Erzherzog Karl mit Kriegsbeginn dem Armeeoberkommando zunächst in Przemysl zugeteilt und erhielt bei den Einleitungsschlachten um Lemberg seine Feuertaufe. In der Folge übersiedelte er mit dem Hauptquartier nach Teschen, wurde im Juli 1915 Generalmajor und im März 1916 Feldmarschall-Leutnant. An den Anfangserfolgen der Südtirol-Offensive im Frühjahr 1916 hatte er wesentlichen Anteil. Am 1. August 1916 erfolgte seine Ernennung zum General der Kavallerie, am 1. November 1916, drei Wochen vor seinem Regierungsantritt, zum Generalobersten und Großadmiral.

Qualifikationsliste Erzherzog Karl Franz Josef

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