Fatwa für bosnische Muslime 1914

Am 14. November 1914 wurde im Auftrag Sultan Mehmeds V. der Dschihad, der Heilige Krieg ausgerufen. Dies geschah, indem der Şeyh ül Islam, der höchste muslimische Würdenträger im Osmanischen Reich, in der Moschee Mehmed des Eroberers in Konstantinopel (Fatih Camii) eine Fatwa verlas, ein für alle Muslime des Osmanischen Reichs gültiges Rechtsgutachten.

In seinem Telegramm an den gemeinsamen österreichisch-ungarischen Finanzminister forderte der Landeschef und militärische Oberbefehlshaber von Bosnien und der Herzegowina, Feldzeugmeister Oskar Potiorek, die Verlautbarung einer für alle Muslime des Landes gültige Fatwa zu erreichen, wodurch diese zum Heiligen Krieg gegen die Feinde der Donaumonarchie aufgerufen würden. Finanzminister Leon Biliński, dem die oberste Verwaltung Bosnien-Herzegowinas unterstand, unterstützte die Anregung Potioreks und ersuchte den k. u. k. Außenminister Graf Berchtold, die erforderlichen Maßnahmen bei der Pforte einzuleiten. Hingegen riet der österreichisch-ungarische Botschafter in Konstantinopel, Anton Markgraf von Pallavicini, nachdrücklich von einem derartigen Schritt ab: Dem Şeyh ül Islam würde durch diese Maßnahme eine Autorität über die Muslime Österreich-Ungarns zugestanden, deren künftige Folgen gar nicht abzuschätzen wären. Seit dem Jahr 1912 genossen die Muslime in der Doppelmonarchie völlige Religionsfreiheit, und auch ohne Fatwa zählten die „Bosniaken“ zu den verlässlichsten Soldaten in der k. u. k. Armee.

Proklamation des Heiligen Krieges

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Schreiben des k.u.k. Finanzministers Leon Biliński an den k.u.k. Außenminister Leopold Grafen Berchtold bezüglich Fatwa (18.11.1914); Beilage: Telegramm FZM Oskar Potiorek an Biliński (15.11.1914) 

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Telegramm des k.u.k. Botschafters in Konstantinopel, Anton Markgrafen von Pallavicini, an das k.u.k. Außenministerium bezüglich Fatwa

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Türkische Infanterie nach der Auswaggonierung in Galizien

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Türkische Soldaten im Hof der Sultan Begova-Moschee in Sarajevo

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