Allgemeine Mobilisierung 1914

„Ich ordne die Allgemeine Mobilisierung und die Aufbietung des Landsturmes an! Wien, am 31. Juli 1914.
Franz Joseph“ 

Mit dieser knappen Anweisung des greisen Monarchen begann jenes große Völkerringen, an dessen Ende die grausame Bilanz von 10 Millionen Toten stand. 

Dem tödlichen Attentat auf das Thronfolgerpaar am 28. Juni 1914 in Sarajevo waren intensive diplomatische Verhandlungen gefolgt, um einen Kriegsausbruch zu verhindern („Julikrise“). Die Bemühungen scheiterten am strengen Ultimatum Österreich-Ungarns mit seinen für das Königreich Serbien unannehmbaren Forderungen. So wurde am 25. Juli zunächst die Teilmobilisierung („Kriegsfall Balkan“) angeordnet. Eine knappe Woche darauf folgte am 31. Juli 1914 die Allgemeine Mobilisierung – zugleich mit jener des Deutschen Reiches – und damit der Ausbruch des 1. Weltkrieges. 

Am Abend des 31. Juli langte ein Schreiben des deutschen Kaiser Wilhelm II. ein, in welchem dieser Kaiser Franz Joseph der Waffenbrüderschaft versicherte, aber zugleich forderte, dass Österreich-Ungarn seine Hauptkräfte gegen Russland einsetzt und sich nicht durch gleichzeitige Offensive gegen Serbien zersplittert“

Die „kakanische“ Militärsprache kannte keine „Mobilmachung“, nur die scheinbar harmlosere „Mobilisierung“. Vor allem aber gab es nicht die eine k. u. k. Armee, sondern, seit der Wehrreform von 1868 als Folge des Ausgleichs mit Ungarn, gleich deren drei: 

- das gemeinsame k. u. k. Heer und die k. u. k. Kriegsmarine
- die österreichische k. k. Landwehr mit dem k. k. Landsturm
- die königlich ungarische k. u. Landwehr (magyar királyi Honvédség)
mit dem k. u. Landsturm 

Das ganze nannte sich „die k. und k. gesamte bewaffnete Macht“. Entsprechend gab es auch drei „militärische Ministerien“: 

- das k. u. k. Kriegsministerium in Wien
- das k. k. Ministerium für Landesverteidigung in Wien
- das k. u. Honvéd-Ministerium in Budapest (magyar királyi Honvédelmi Minisztérium) 

So mussten dem Monarchen für das fatale Befehlsschreiben zur Mobilisierung Österreich-Ungarns auch drei „alleruntertänigste Vorträge“ vorgelegt werden. Die Vorträge des k. u. k. Kriegsministers und des k. k. Ministers für Landesverteidigung waren in deutscher Sprache verfasst, der Vortrag des k. u. Honvéd-Ministers wurde in ungarischer Sprache erstattet, eine deutsche Übersetzung lag bei.  

Kein Vortrag in einer der slawischen Sprachen der Monarchie, obschon die Slawen den Großteil der Völker des Reiches, ihre Sprachen die Mehrzahl der Umgangssprachen der Monarchie ausmachten! Schon in diesen verfassungsmäßigen Usancen zeigte sich das tiefgreifende Dilemma, in dem sich die Monarchie befand, als sie 1914 gegen Serben und Russen in den Krieg zog.

Anordnung der Allgemeinen Mobilisierung durch Kaiser Franz Joseph und Abschrift eines Schreibens des Kaiser Wilhelms II. an Kaiser Franz Joseph

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Mobilisierungsbefehl Kaiser Franz Josephs I. für den Kriegsfall Balkan (25.7.1914) und drei diesbezügliche alleruntertänigste Vorträge an den Kaiser vom k.u.k. Kriegsminister, dem k. k. Verteidigungsminister und dem k. ungarischen Verteidigungsminister (20./21.7.1914)

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