Karikaturen und Ansichtskarten

Die alliierte Propaganda, insbesondere die der britischen Armee,  erwies sich als weit erfolgreicher als die der Mittelmächte. Das Informationsmanagement Österreich-Ungarns war, verglichen mit dem der Entente-Mächte, wenig effizient – wohl nicht zuletzt deshalb, weil man in Österreich-Ungarn und im Deutschen Reich dieses Instrument der Kriegsführung zunächst sträflich unterschätzte. Die Propaganda der k. u. k. Armee mit ihren geradezu anständigen, ja biederen Erzeugnissen hatte der feindlichen Propaganda zunächst nichts Wirksames entgegenzusetzen. Daran vermochte auch die 1918 beim k. u. k. Armeeoberkommando eingerichtete Feindpropaganda-Abwehrstelle nichts mehr zu ändern.

Die Karikatur mit ihrer satirischen Überspitzung und Verunglimpfungen hatte in der Propaganda einen wesentlichen Stellenwert. Sie schreibt dem Gegner negative Eigenschaften zu, während die eigene Armee, die eigenen Völker möglichst positiv dargestellt werden. Speziell die propagandistische Postkarte erfuhr während des Ersten Weltkriegs eine Verbreitung, die weder vorher noch nachher jemals erreicht wurde. Zwar kannte man diese Art der Beeinflussung bereits im Burenkrieg (1899-1902) und während des chinesischen Boxeraufstands (1900/1901), doch stand nun, kurz bevor sich die Photographie auf allen Ebenen endgültig durchsetzte, in der Graphik die breitest mögliche Palette an Techniken zur Verfügung, wie etwa der Holzschnitt, der Stich, die Radierung, die Lithographie, der Öldruck oder Zinkographie, dies alles natürlich auch in allen denkbaren Kombinationen mit der schwarz-weiß Photographie.

Die Karikaturen Österreich-Ungarns kennen die schlauen, falschen französischen Füchse, den machtgierigen russischen Bären, den unzuverlässigen britischen Tommy, den kulturlosen, frechen, aber von Natur aus „hündischen“ Serben. Sie interpretieren die eigene Gemütlichkeit und mangelnde Effizienz als Talent zu Improvisation und als praktizierte Menschlichkeit, die dem Vielvölkerstaat immanente nationale und religiöse Toleranz als moralischen Vorteil gegenüber irredentistischer und panslawistischer Rücksichtslosigkeit. Natürlich wird auch immer wieder die „Nibelungentreue“ zu Deutschland strapaziert, oft in der Form, dass glanzvolle und hünenhafte Mittelmächte auf sie rundherum belästigende, insektenartige Zwerge einschlagen. Gnomenhaft klein wird meist auch Italien dargestellt, dem wegen seines „Verrats“ abwechselnd Verachtung und Hass entgegengebracht wird.

Die Karikaturen der Alliierten zeichnen ihre eigenen Nationen als mutig, zugleich feinsinnig, intellektuell und kulturell hochstehend, den Deutschen hingegen als kulturell unterbelichtet, martialisch, grausam und rücksichtslos, Österreich-Ungarn als schlampig und wenig effizient. Erreichten manche Darstellungen, wie die Stilisierung von Kindersoldaten sowie Weihnachts- und Ostergrußkarten mit Durchhaltemotiven, einen kaum überbietbaren Höhepunkt an Geschmacklosigkeit, so ist doch in Einzelfällen nachweisbar, dass zumindest das neutrale Ausland gegen diese Art der Propaganda– freilich wenig beachtet– Einspruch erhob.

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